Zehntausende Menschen haben am Donnerstagabend an einer Wahlkampfveranstaltung des türkischen Präsidentschaftskandidaten Muharrem Ince in Izmir teilgenommen. Die Organisatoren sprachen von rund 2,5 Millionen Teilnehmern an der Kundgebung. Von unabhängiger Seite war die Zahl nicht zu überprüfen.
Fernsehbilder zeigten dicht gedrängte Menschenmassen, die über weite Strecken die Uferpromenade der drittgrößten Stadt des Landes füllten. Ince liegt in Umfragen vor der Wahl am kommenden Sonntag an zweiter Stelle hinter Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan. Sollte Erdogan am Sonntag eine absolute Mehrheit verfehlen - was Umfragen zufolge möglich ist -, müsste er am 8. Juli aller Voraussicht nach gegen Ince in eine Stichwahl. Umfragen zufolge könnte auch das Bündnis von Erdogans islamisch-konservativer AKP mit der ultrarechten MHP bei der Parlamentswahl die Mehrheit verfehlen.
Viele TV-Sender berichteten live von der Kundgebung, brachen die Übertragung aber ab, als ein Flugzeug mit Präsident Erdogan an Bord zur ersten offiziellen Landung auf dem neuen Mega-Flughafen in der Hauptstadt Istanbul ansetzte. Der Flughafen, einer der größten der Welt, soll im Oktober eröffnet werden. Wahlbeobachter und Menschenrechtler kritisieren, dass ein Großteil der türkischen Medien unter direkter oder indirekter Kontrolle der Regierung steht und der Opposition wenig Raum gibt. Wahlkampfreden von Erdogan dagegen übertragen die wichtigsten Sender mehrmals täglich und in voller Länge live.