Die USA und Nordkorea haben sich auf gemeinsame Bemühungen zu einer "vollständigen Denuklearisierung" der Koreanischen Halbinsel verständigt. Das geht aus einem Dokument hervor, das US-Präsident Donald Trump und Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un am Dienstag bei ihrem historischen Gipfel in Singapur unterzeichneten. Trump sagte Nordkorea im Gegenzug Sicherheitsgarantien zu. "Die Welt wird große Veränderungen sehen", sagte Kim.

Die Zeit auf dem Gipfeltreffen hat Trump zufolge nicht gereicht, um Einzelheiten der atomaren Abrüstung Nordkoreas festzulegen. Auf einer Pressekonferenz am Dienstag in Singapur präsentierte sich Trump als rastloser Verhandler. Er habe 25 Stunden lang nicht geschlafen, sagte er.

Ihre Vereinbarung wollen die beiden Staatschefs "vollständig" und "zügig" umsetzen, heißt es in dem Dokument. Details, wie das Atomprogramm Nordkoreas abgebaut werden soll, wurden offenbar noch nicht vereinbart.

EU begrüßt gemeinsame Erklärung

Die Europäische Union hat die gemeinsame Erklärung von Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un und US-Präsident Donald Trump begrüßt. Das Treffen in Singapur sei ein "entscheidender und notwendiger Schritt" für den Friedensprozess in der Region gewesen, erklärte EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini am Dienstag in Brüssel. Die unterzeichnete Erklärung zeige, dass eine koreanische Halbinsel ohne Atomwaffen möglich sei.

Der deutsche Sicherheitsexperte Wolfgang Ischinger hat die Erwartungen an die gemeinsame Vereinbarung zwischen US-Präsident Donald Trump und dem nordkoreanischen Machthaber Kim Jong-un gedämpft. Ein Verhandlungsprozess wäre ein weltpolitischer Gewinn. Davon sei man allerdings noch weit entfernt.

Trump kündigte für kommende Woche Gespräche über die Details der Entnuklearisierung an. Die beiden Politiker bekundeten auch ihren Willen, eine dauerhafte Friedensordnung für Korea zu schaffen: Man wolle auf eine "anhaltende und stabile" Friedenslösung für die Koreanische Halbinsel hinarbeiten. Es bestehe die Hoffnung, dass der Korea-Krieg bald endet, "und er wird bald enden", sagte Trump. Kim und seine Delegation werden gegen 15 Uhr MEZ (21 Uhr Ortszeit) abreisen.

Stopp der Militärmanöver mit Südkorea

Der US-Präsident kündigte einen Stopp der Militärmanöver mit Südkorea an. Mit diesem Schritt könne auch viel Geld gespart werden, sagte Trump am Dienstag auf einer Pressekonferenz in Singapur. Die atomare Abrüstung Nordkoreas werde von amerikanischen und internationalen Vertretern überwacht werden. Die USA werden Trump zufolge ihre Truppenpräsenz in Südkorea vorerst nicht verringern. Dies sei im Moment nicht Teil der Überlegungen.

Die Ankündigung von US-Präsident Donald Trump, die Militärmanöver mit dem Verbündeten Südkorea stoppen zu wollen, hat in Seoul überrascht. An diesem Punkt sei es nötig, die "Bedeutung und Absicht" der Bemerkungen Trumps zu klären, teilte ein Sprecher des Präsidialamts in Seoul am Dienstag mit.

Südkoreas Präsident Moon Jae-in würdigte den Gipfel Trumps mit Kim als bedeutenden Schritt hin zum Frieden. Er äußerte sich aber nicht zu den Manövern, die ein wichtiger Bestandteil des Bündnisses mit den USA sind. Diese haben derzeit 28 500 Soldaten in Südkorea als Abschreckung gegen Bedrohungen durch Nordkorea stationiert. Nordkorea warf den USA in der Vergangenheit regelmäßig vor, durch ihre gemeinsamen Manöver mit Südkorea einen Angriff vorzubereiten, was von beiden stets bestritten wurde.

Er sei sehr stolz darauf, was am Dienstag geschehen sei, sagte Trump bei der Unterzeichnungszeremonie nach dem vierstündigen Gipfel. Er bezeichnete die erzielte Vereinbarung als "umfassend" und lud Kim ins Weiße Haus nach Washington ein. Er werde Kim viele Male treffen, sagte Trump. Außerdem zeigte Trump Kim sein Auto.

Trump ist begeistert

"Es ist besser gelaufen, als irgendjemand hätte erwarten können, Spitzenklasse", sagte Trump nach einem gemeinsamen Mittagessen in Singapur. "Kim ist ein sehr talentierter Mann", erklärte er. "Wir haben eine sehr besondere Verbindung aufgebaut." Es handelt sich um das erste Treffen eines amtierenden US-Präsidenten mit einem nordkoreanischen Machthaber.

Auf dem Gipfel sind nach Angaben Trumps auch Menschenrechtsfragen behandelt worden. Zugleich äußerte er sich überzeugt, dass Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un bereit sei, die Lage in seinem Heimatland zu verbessern. "Die werden was machen", sagte Trump. "Ich glaube, er will was machen. Er will die richtigen Dinge machen."

Die USA und Nordkorea wollen ihre Beziehungen auf eine neue Grundlage stellen. Mit neuen Beziehungen solle dem Wunsch beider Völker nach "Frieden und Wohlstand" entsprochen werden, so die gemeinsamen Vereinbarung weiter, die US-Präsident Donald Trump und Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un bei ihrem Gipfel am Dienstag in Singapur unterzeichneten.

"Unerschütterliches Bekenntnis"

Die beiden Staaten haben bisher keine diplomatischen Kontakte miteinander. Im Gipfeldokument ist die Rede von einem "festen und unerschütterlichen Bekenntnis" zu einer umfassenden atomaren Abrüstung. An einer anderen Stelle des Textes heißt es, Kim werde im Sinne der heuer gemeinsam mit Südkorea erreichten Erklärung von Panmunjom auf die atomare Abrüstung "hinarbeiten".

Eine zeitliche Festlegung fehlt in dem Dokument. US-Außenminister Mike Pompeo soll aber baldmöglichst mit einem hochrangigen Vertreter Nordkoreas zusammenkommen, um mit der Umsetzung der Gipfelergebnisse zu beginnen.

Schon zuvor zeigte sich der US-Präsident optimistisch und begeistert. "Gemeinsam werden wir uns der Sache annehmen. Wir werden es lösen", sagte Trump an Nordkoreas Diktator Kim Jong-un gerichtet. Der Gipfel hatte um 3 Uhr (MEZ) in freundlicher Atmosphäre mit einem 13-Sekunden langen Händedruck und zwei Gesprächsrunden begonnen.

Trump sagte, es sei "richtig großartig hier", er erwarte, dass der Gipfel ein "großartiger Erfolg" werde. Auch gehe er davon aus, dass er eine "großartige Beziehung" zu Kim haben werde.

Der nordkoreanische Machthaber sagte seinerseits, der Weg zu diesem Treffen sei "nicht leicht" gewesen. Im Weg gestanden hätten "die alten Vorurteile und Praktiken". Doch seien diese Hindernisse überwunden worden, "und wir sind heute hier". Trump pflichtete den Bemerkungen seines Gesprächspartners bei: "Das ist wahr."

Nach dem Handschlag des Jahres und den ersten beiden Gesprächsrunden kamen die Delegationen zu einem Mittagessen zusammen.

Ripperl mit Brokkoli

Das Menü jedenfalls dürfte ebenfalls für gute Stimmung gesorgt haben. Nach Angaben des Weißen Hauses gab es bei dem Arbeitsessen eingelegte Ripperl vom Rind in Rotweinsauce mit gedünstetem Brokkoli und Kartoffelgratin Dauphinois. Zudem war süß-saures Schweinefleisch im Angebot mit gebratenem Yangzhou-Reis und hausgemachter Chili-Sauce, sowie in Soja geschmorter Kabeljau mit asiatischem Gemüse. Zum Dessert wurden den Angaben zufolge Vanilleeis mit Kirschen sowie Schokotörtchen gereicht.

Kim Jong-un war zum Gipfeltreffen mit Donald Trump in Singapur nach südkoreanischen Angaben sieben Minuten vor dem US-Präsidenten eingetroffen. Koreanische Medien interpretierten dies als eine Höflichkeitsgeste.

Ivanka verwundert

Für Verwunderung in China sorgte Trump-Tochter Ivanka. Sie twitterte vor dem Gipfel: "Diejenigen, die sagen, dass nichts erreicht werden kann, sollten diejenigen, die es tun, nicht unterbrechen. - Chinesisches Sprichwort." Die Redewendung schien Nutzern in Chinas sozialen Netzwerken jedoch völlig unbekannt zu sein. "Sie muss das in einem Glückskeks gefunden haben", schrieb ein Nutzer des Kurznachrichtendienstes Weibo.

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Der lange Händedruck für die Geschichtsbücher wurde von weiterer freundlicher Körpersprache begleitet: Die beiden Staatenlenker fassten sich gegenseitig an die Arme und lächelten. Nach ihrer Begrüßung und den Statements für die Medien zogen sich Trump und Kim zu einem Vier-Augen-Gespräch zurück, bei dem sie nur eine Übersetzerin und einen Übersetzer an ihrer Seite hatten.

Dieses Auftaktgespräch endete nach rund einer Dreiviertelstunde. Direkt danach begannen Gespräche in erweiterter Runde, an denen die Berater beider Staatenlenker dabei waren. Die Gespräche liefen "sehr, sehr gut", sagte Trump nach dem ersten Vier-Augen-Gespräch mit Kim. "Exzellentes Verhältnis", betonte der US-Präsident.

Ob eine grundsätzliche Einigung auf eine atomare Abrüstung Nordkoreas oder zumindest auf einen Fahrplan für den weiteren Prozess gefunden werden kann, war völlig offen.

Friedenslösung?

Der erste Gipfel beider Länder wurde von großen Hoffnungen begleitet. Der Streit um Nordkoreas Atomwaffenprogramm ist einer der gefährlichsten Konflikte der Welt. Mehr als sechs Jahrzehnte nach dem Ende des Korea-Kriegs 1953 streben beide Seiten auch eine Friedenslösung an, da damals nur ein Waffenstillstandsabkommen besiegelt worden war.

Trumps Vorgänger verfolgten stets die Linie, es könne kein Treffen mit einem Herrscher aus Pjöngjang geben, ohne dass dieser zuvor offiziell von seinem Rüstungs- und Atomprogramm ablässt. Die früheren US-Präsidenten scheuten sich überdies, den Machthaber des international isolierten Landes diplomatisch derart aufzuwerten wie es Trump nun tut.

Die Strategie Trumps ist nicht unumstritten. So kamen in US-Medien Zweifel auf, ob die USA bei dem Gipfel entscheidende Fortschritte erzielen könnten. Nahrung erhielten die Spekulationen durch eine Aussage des US-Präsidenten, er werde bereits am Dienstagabend wieder nach Washington fliegen. In früheren Planungen war von Mittwoch die Rede gewesen.

Wütender Tweet

In einem wütenden Tweet wies Trump in der Früh seine Kritiker zurecht. "Wir haben unsere Geiseln (zurück), die Tests, die Forschung und alle Raketenabschüsse sind gestoppt", schrieb Trump. "Und diese Experten, die mir von Anfang an Fehler vorwarfen, haben nichts anderes zu sagen", fuhr er fort. "Wir werden okay sein." Mit dem Hinweis auf die Geiseln bezog sich Trump auf drei US-Bürger, die im Mai aus der Haft in Nordkorea freigelassen worden waren.

Denuklearisierung Nordkoreas geplant

"Eine vollständige, überprüfbare und unumkehrbare Denuklearisierung auf der koreanischen Halbinsel ist das einzige Ergebnis, das die USA akzeptieren werden", gab Außenminister Mike Pompeo als Messlatte vor.