Der rote Teppich wurde Russlands Präsident Wladimir Putin bei seinem nicht einmal achtstündigen Besuch in Wien ausgerollt. Neben den politischen Gesprächen mit Bundespräsident Alexander Van der Bellen in der Hofburg und mit Kanzler Sebastian Kurz und Vizekanzler Heinz-Christian Strache im Bundeskanzleramt gab es ein paar Zusatztermine - im Kunsthistorischen Museum oder bei der Wirtschaftskammer.
Putin legte auch einen Kranz beim Denkmal der Roten Armee, die Wien von den Nazis befreit hatte, am Schwarzenbergplatz nieder. Höhepunkt war wohl die Unterzeichnung des Gasliefervertrags zwischen der OMV und der Gazprom. Unterschrieben haben OMV-Chef Rainer Seele und Gazprom-Chef Alexey Miller.
Kommt verspätet, reist pünktlich ab
Um 21 Uhr rollte der Konvoi des russischen Präsident über den Ring wieder in Richtung Schwechat, nach nicht einmal acht Stunden kehrte Putin nach Moskau zurück. Seine Ankunft hatte sich um fast eine Stunde verspätet, im Laufe des Tages machte er die Verspätung wieder wett.
Lauter Knall war ein Reifenplatzer
Als die Wagenkolonne des russischen Präsidenten vom Ballhausplatz in Richtung Schwarzenbergplatz fuhr, knallte es plötzlich laut. Passanten waren aufgeregt und vermuteten einen Schuss. Tatsächlich handelte es sich aber nur um einen Reifenplatzer, beruhigte einer der anwesendenden
Polizisten. Die Sicherheitsbehörden hatten für den Besuch alles aufgeboten - ein Schützenpanzer begleitete den Konvoi.
EU-Sanktionen
Putins Hoffnung, dass Österreich in mittlerer Zukunft aus der EU-Front ausscheren könnte, hat sich in keiner Weise erfüllt. Gleich in seinem Anfangsstatement dämpfte der Bundespräsident jegliche Erwartungen: Österreich werde bei den Sanktionen "im Einklang mit der EU" agieren. Russlands Präsident übte bei der gemeinsamen Pressekonferenz in der Hofburg zwar Kritik an den Sanktionen. "Alle politisch motivierten Begrenzungen sind sehr einseitige Sachen und bringen keine endgültigen Ergebnisse. Sanktionen sind für alle schädlich." Der russische Präsident ergänzte allerdings, dass die von Österreich mitgetragenen Sanktionen "uns nicht hindern, die Beziehung zu Österreich weiter auszubauen".
Umstrittener Satz
Van der Bellen sieht trotz des schwierigen Verhältnisses zwischen Russland und der EU "keine grundsätzliche Vertrauenskrise". Diese nicht ganz unumstrittene Formulierung wählte Van der Bellen in einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Putin, "Glaubwürdigkeitsfragen treten in der Politik immer wieder auf." Immerhin stehen die EU und Russland wegen der Krim, Russlands Vorgehen in der Ostukraine, Syrien und des Giftanschlags auf einen russischen Dissidenten in Großbritannien auf Kriegsfuß.
Nach dem Termin beim Bundespräsidenten spazierte Putin über den Ballhausplatz ins Kanzleramt zu Bundeskanzler Sebastian Kurz. Nach einem Handshake im Marmorecksaal zogen sich Kurz und Putin in das ehemalige Kreisky-Zimmer, das Kurz zu seinem Büro umfunktioniert hat, zurück. Nach dem Vieraugengespräch stieß auch Vizekanzler Heinz-Christian Strache zu der Unterredung dazu.
Putin legte anschließend einen Kranz beim Siegesdenkmal der Roten Armee am Schwarzenbergplatz nieder, abschließend eröffnet er die Ausstellung „Werke aus der Eremitage und des Kunsthistorischen Museums“ im Kunsthistorischen. Gezeigt werden 14 Meisterwerke von Botticelli bis Van Dyck. "Russland als Teil Europas zu begreifen, das
kann uns diese Ausstellung vermitteln", so Van der Bellen bei der Eröffnung, der auch der ehemalige deutsche Kanzler und Putin-Freund Gerhard Schröder beiwohnte. Gegen 21 Uhr verließ der Konvoi die Wiener Innenstadt in Richtung Schwechat.
Verspätete Ankunft in Wien
Der russische Präsident Wladimir Putin war am Dienstagnachmittag mit fast einer Stunde Verspätung in Wien gelandet. Putin war um cirka 13 Uhr erwartet worden, gegen 14 Uhr war der Konvoi erst auf der Ostautobahn in Richtung Innenstadt unterwegs.
Dort erwartete ihn eine Begrüßung mit militärischen Ehren. Der rote Teppich wurde ausgerollt, die Kameraleute brachten sich in Position. Polizeihubschrauber kreisten über dem Himmel, die Scharfschützen, die den Staatsgast aus Russland bewachen sollten, waren in Stellung.
Russischer Präsident Putin im Wiener Burghof empfangen
"Wir wollen den russischen Präsidenten hier begrüßen und unsere Dankbarkeit dafür ausdrücken, dass er die Krim 2014 vor ukrainischen Nationalisten gerettet hat", sagte die Aktivistin Jaroslawa Hiller, die ein T-Shirt mit "Die Krim gehört uns" trug und sich als Vertreterin der "russischen Diaspora von der Krim" vorstellte.
Weitere Demonstranten schwenkten russische Fahnen und hielten Transparente, in denen Russland als "Bastion des Friedens auf Erden" bezeichnet wurde, zusätzlich ertönte die russische Hymne. Auffällig war auch ein offensichtlich serbischer Demonstrant mit einer großen Tätowierung, die Gavrilo Princip, den Todesschützen von Sarajevo 1914, mit Pistole im Anschlag zeigte.
Österreich ist der erste EU-Staat, den Putin seit Antritt seiner vierten Amtszeit besucht. Der Kreml-Chef hatte ein besonders gutes Verhältnis zu Alt-Bundespräsident Thomas Klestil und seiner Frau Margot; mit Ski-Legende Karl Schranz wedelte er über die Pisten. Die bilateralen Beziehungen darf man trotz der Probleme auf globalem Parkett getrost als hervorragend bezeichnen. Im Zentrum stehen in erster Linie Wirtschaftsinteressen.