Der führende iranische Geistliche, Ayatollah Ahmad Khatami, hat mit der Zerstörung von Tel Aviv und Haifa gedroht, "sollte Israel töricht handeln". In seiner vom Staatsfernsehen übertragenen Predigt zum Freitagsgebet sagte der als Hardliner geltende Kleriker, der Iran werde trotz des Drucks des Westens seine Raketenstreitmacht weiter ausbauen.

Die Zuhörer quittierten die Worte des Geistlichen mit den Rufen "Tod Amerika" und Tod Israel". Israel hat am Donnerstag nach eigenen Angaben nahezu die gesamte militärische Infrastruktur des Iran in Syrien zerstört. Zuvor hatten iranische Revolutionsgarden nach israelischen Angaben aus Syrien heraus israelische Armeestellungen auf den von Israel seit den 1980er-Jahren annektierten syrischen Golan-Höhen mit Raketen beschossen.

Bei erneuten Konfrontationen mit israelischen Soldaten ist indessen an der Gaza-Grenze ein Palästinenser erschossen worden. 167 Palästinenser seien verletzt worden, davon 45 durch Schüsse, sagte ein Sprecher des Gesundheitsministeriums in Gaza am Freitag. Ein freier Fotograf, der auch für die Deutsche Presse-Agentur arbeitet, wurde am Bein verletzt.

Nach Angaben der israelischen Armee beteiligten sich etwa 5000 Palästinenser an den Protesten. Bei den Krawallen seien Steine auf israelische Soldaten geworfen und Reifen verbrannt worden.

Seit Ende März sind damit bei Auseinandersetzungen an der Gaza-Grenze 54 Palästinenser getötet und Tausende verletzt worden. Auslöser der Proteste sind die Feiern zum 70. Jahrestag der Gründung Israels, die die Palästinenser als Katastrophe ansehen.

Fadenscheinig

Der Iran hat Israel auch vorgeworfen, unter fadenscheinigen Vorwänden in Syrien militärisch zu agieren. Die Begründung für die israelischen Luftangriffe sei "erfunden", erklärte das Außenministerium in Teheran am Freitag. Außenminister Mohammad Javad Zarif werde am Samstag zu einer Reise nach Peking, Moskau und Brüssel aufbrechen.

Dabei will er vor allem über das von US-Präsident Donald Trump einseitig aufgekündigte Atomabkommen mit dem Iran sprechen, aber auch den brenzligen Konflikt mit Israel erörtern.

Warnung vor Europäern

In seiner Ansprache vor Gläubigen in der Universität Teheran warnte Khatami auch davor, den Europäern bei ihrem Einsatz für das Atomabkommen nach dem US-Ausstieg zu vertrauen. Amerika habe stets versucht, die iranische Führung zu stürzen, sagte der Kleriker.

Der Ausstieg aus dem Atomabkommen entspreche ganz diesem Ziel. "Auch diesen europäischen Unterzeichnern kann man kein Vertrauen schenken", sagte Khatami. "Irans Feinden kann man nicht vertrauen." Khatami gilt als Kritiker des reformorientierten und gemäßigten Präsidenten Hassan Rouhani, der am Atomabkommen festhalten will.

Mit dem Iran haben 2015 neben den USA auch Großbritannien, Frankreich, Deutschland, Russland und China das Atomabkommen ausgehandelt. Nachdem US-Präsident Donald Trump am Dienstag den Ausstieg aus dem historischen Abkommen verkündet hatte, bemühen sich vor allem die Europäer, das Abkommen zu retten. Auch Russland und China wollen daran festhalten.

Auch Rouhani bekannte sich zu dem Vertrag. Allerdings gab es in der Islamischen Republik von Anfang an Widerstand gegen das Atomabkommen seitens erzkonservativer Geistlicher und der einflussreichen Revolutionsgarden. Das geistliche und politische Oberhaupt des Irans, Ayatollah Ali Khamenei, hatte Rouhani widerstrebend Unterstützung für das Abkommen gegeben.

Gespräch mit Merkel

Der iranische Präsident Hassan Rouhani sagte in einem Telefonat mit der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) am Donnerstagabend, er wolle keine "neuen Spannungen" im Nahen Osten. Merkel verurteilte die "iranischen Angriffe auf israelische Militärstellungen auf den Golanhöhen" und forderte Teheran auf, "zur Deeskalation in der Region beizutragen", wie Regierungssprecher Steffen Seibert erklärte.

Nach den israelischen Luftangriffen wurde nicht ausgeschlossen, dass der Iran die mit ihm verbündete Hisbollah-Miliz für einen Gegenschlag gegen Israel vom Südlibanon aus benutzen könne. Die dort stationierte UNO-Truppe Unifil erklärte am Freitag, die Lage an der libanesisch-israelischen Grenze sei zunächst ruhig.

Die UNO warnte angesichts der Konfrontation vor einem "Flächenbrand". UNO-Generalsekretär Antonio Guterres erklärte, jegliche Provokationen müssten vermieden werden, "um einen neuen Flächenbrand in einer bereits jetzt in schreckliche Konflikte verwickelten Region zu verhindern". Der UNO-Sicherheitsrat müsse die Lage wachsam verfolgen und seinen Verpflichtungen nach der UNO-Charta nachkommen.