Das Video von dem Vorfall am 29. September 2012 auf den Golanhöhen, als österreichische Blauhelmsoldaten syrische Geheimpolizisten in einen Hinterhalt fahren ließen, war einem größeren Kreis von Bundesheerangehörigen bekannt. Das bestätigt ein ehemaliger Soldat, der im Bundesheerzentrum für Internationale Einsätze im niederösterreichischen Götzendorf für die Beobachtermission UNDOF an der syrisch-israelischen Grenzzone im Frühjahr 2013 ausgebildet wurde. Seine Rotation bestand aus mehr als 100 Soldaten, die für den letzten geplanten österreichischen Einsatz ausgebildet wurden, sagt ein Teilnehmer der Einsatzvorbereitung, der anonym bleiben will.
Nach dem vom damaligen Verteidigungsminister Gerald Klug verkündeten Abzug des AusBatt, des österreichischen UN-Bataillons, kam die letzte Runde der vorbereiten Soldaten letztlich doch nicht zum Einsatz. Vollständig unterwiesen in die Gefahren der Mission wurden sie dennoch und dazu gehörte auch der Film mit dem Zwischenfall, wie der Ex-Soldat sagt: „Das Video wurde jedem Soldaten des letzten Kontingents im Schulungsraum auf einem Laptop gezeigt und danach gemeinsam heftig debattiert.“
Schmuggler als Sicherheitsproblem
In dem Zusammenhang wurde auch darauf verwiesen, dass Schmuggler auf dem Golan ein großes Sicherheitsproblem darstellen würden. „Uns wurde immer gesagt, dass es sich bei den Personen im Hinterhalt um Schmuggler handelt“, sagt der damalige Teilnehmer. Seine Notizen über die Ausbildung besitzt er immer noch und zitiert während des Gesprächs mit der Kleinen Zeitung daraus. Es wurde in der Einsatzvorbereitung auch über den Kommunikationsweg des Zwischenfalls geredet.
Nach Aussage des Ex-Soldaten sei im Mai 2013 auch darüber gesprochen worden, dass der Kommandeur der Schmugglergruppe der UN-Truppe einen Hinweis gegeben habe, bevor sie den Hinterhalt für die syrische Geheimpolizei gelegt hätten. „Commander, No Go“, habe er gewarnt. Ein Einschreiten sei aber ein Ding der Unmöglichkeit gewesen, wurde den österreichischen Soldaten im Training eingetrichtert.
"Nicht einschreiten"
„Das Kommando war klar und hieß: Nicht einschreiten!“, sagt der Ex-Soldat. „Der Befehl kam von ganz oben“, bekräftigt er. Der österreichische Major meldete als Oberkommandierender und Abschnittsbeauftragter die Ereignisse dem indischen UN-General als Oberkommandierendem der Mission, erinnert sich der Ex-Soldat an die Aussagen seiner Ausbildner, die er auch in seinen Notizen festgehalten hat. Insgesamt habe das Bundesheer aber in diesem Fall gut das Kontingent auf den Einsatz vorbereitet, sagt der Steirer, obwohl es in anderen Fällen, zum Beispiel in der grundsoldatischen Ausbildung, eklatante Mängel gab.
Im Verteidigungsministerium gibt man sich überrascht, will aber nicht ausschließen, dass der Film im engsten Kreis verwendet worden sei. „Im Verteidigungsministerium war das Video aber nicht bekannt“, betont Oberst Michael Bauer. „Logischerweise sind uns aber auch nicht alle Ausbildungsmittel bekannt.“ Alles weitere werde aber die Untersuchungskommission herausbekommen.
Ingo Hasewend