Genau einen Monat nach den Parlamentswahlen in Italien startet Präsident Sergio Mattarella am Mittwochvormittag Konsultationen zur Regierungsbildung. Bei den zweitägigen Gesprächen empfängt Mattarella im Quirinal die Delegationen aller im Parlament vertretenen Parteien.
Es wird mit schwierigen und langwierigen Gesprächen gerechnet. Denn aus der Wahl ist kein klarer Sieger hervorgegangen. Stärkste Einzelpartei wurde die Fünf Sterne-Bewegung, stärkstes Bündnis das Mitte-rechts-Lager um Berlusconi und der ausländerfeindlichen Lega. Doch niemand erreichte die notwendige Mehrheit, um zu regieren. Die Sozialdemokraten (PD) waren abgestraft worden und wollen in die Opposition gehen.
Als Chef der stärksten Partei in der Mitte-rechts-Allianz um Ex-Regierungschef Silvio Berlusconi, die mit 36 Prozent der Stimmen die Parlamentswahlen gewonnen hat, beansprucht der Lega-Vorsitzende Matteo Salvini den Premierposten. Er will ein Regierungsprogramm vorlegen, bei dem Steuersenkungen, die Abschaffung der Pensionsreform und ein kompletter Einwanderungsstopp Priorität haben.
Den Premierposten verlangt auch der 31-jährige Fünf Sterne-Spitzenkandidat Luigi Di Maio. Die populistische Gruppierung hat mit elf Millionen Stimmen 32 Prozent der Stimmen erobert und wurde damit stärkste Einzelpartei. Di Maio signalisierte am Dienstagabend Bereitschaft, eine Regierung mit der Lega oder mit der PD, nicht aber mit Berlusconis Forza Italia zu bilden.
Nach einem Treffen mit den Parlamentspräsidenten Maria Elisabetta Alberti Casellati und Roberto Fico wird Mattarella am Mittwoch den emeritierten Staatschef Giorgio Napolitano und die Delegationen der kleineren Parteien empfangen. Die Delegationen der größten Gruppierungen wird Mattarella am Donnerstag treffen. Danach wird der Präsident seine Schlüsse ziehen und mitteilen, welche Schritte er zur Regierungsbildung unternehmen will. Wem Mattarella den Auftrag zur Bildung einer Regierung geben wird, ist zurzeit unklar. Eine zweite Konsultationsrunde wird in Rom nicht ausgeschlossen.