Der emeritierte Papst Benedikt XVI. (2005-2013) hat den deutschen Kardinal Gerhard Ludwig Müller zu dessen 70. Geburtstag am 31. Dezember gelobt und zu weiterem Einsatz für die Kirche ermutigt. "Du hast die klaren Überlieferungen des Glaubens verteidigt, aber im Sinn von Papst Franziskus ein Verstehen dafür gesucht, wie sie heute gelebt werden können", schrieb Benedikt laut Kathpress.

Benedikt XVI. ermutigt den ehemaligen Leiter der vatikanischen Glaubenskongregation auch, sich weiter für die Kirche zu engagieren. Als Priester und als Theologe könne er auch ohne ein bestimmtes Amt weiter "öffentlich dem Glauben dienen", so Benedikt XVI. Papst Franziskus hatte den von seinem Vorgänger ernannten Glaubenspräfekten im Sommer überraschend abgesetzt. Seitdem äußern konservative Kirchenkreise immer offener Kritik an Franziskus, der seinerseits Müller wenig verhüllt vorwarf, sich als "Märtyrer" zu stilisieren.

Benedikt XVI. holte 2012 den damaligen Regensburger Diözesanbischof Müller nach Rom an die Spitze der Glaubenskongregation. Papst Franziskus nahm den Dogmatiker 2014 ins Kardinalskollegium auf, verlängerte aber im Juni 2017 Müllers Amtszeit nicht mehr für weitere fünf Jahre. Müller selbst erklärte später in einem Interview, der Papst habe ihm mitgeteilt, dass er dazu übergehen wolle, die Amtszeiten generell auf fünf Jahre zu begrenzen. Nachfolger Müllers wurde dessen vormaliger Sekretär Ladaria Ferrer.

Schon Papst Paul VI. (1963-1978) habe gewollt, dass höhere Ämter im Vatikan immer nur auf fünf Jahre vergeben werden, schreibt der emeritierte Papst nun an Müller. Zudem gebe es immer noch genug zu tun: "Ein Priester und erst recht ein Bischof und Kardinal ist nie einfach im Ruhestand."

Benedikt XVI. (90), der als Kardinal selbst über zwei Jahrzehnte an der Spitze der Glaubenskongregation stand, würdigt zudem Müllers Wirken als Leiter der Behörde. Dafür sei nicht nur Fachkompetenz, sondern auch Weisheit wichtig, "welche die Grenze des bloß Gelehrten erkenne", heißt es auf "Vatican News". Müller habe sich in seinen Jahren in Rom darum bemüht, genau dies zu tun.

In einem Interview für die aktuelle Ausgabe der Hamburger "Zeit" sagte Müller, er fühle sich bei der Kritik des Papstes an der römischen Kurie nicht angesprochen. "Ich habe mich weder zum Märtyrer erklärt, noch wurde ich 'sanft' aus - welchem oder wessen? - 'System' entfernt", sagte er. Franziskus hatte bei seiner Weihnachtsansprache ehemaligen Mitarbeitern der Kurie vorgeworfen, sich als "Märtyrer des Systems" zu stilisieren, statt ihre eigene Schuld einzuräumen.

Er sei kein konservativer Gegenspieler des Papstes, sagte Müller. "Auf keinen Fall möchte ich in der deutschen Presse zu einem Kontrahenten des Papstes stilisiert werden, basta". Er habe nach seinem Amtsende den Papst nicht um seiner selbst Willen kritisiert, sagte der ehemalige Regensburger Bischof. Sondern er habe sich "schützend vor drei der besten Mitarbeiter meiner Kongregation gestellt", die ohne Angabe von Gründen entlassen worden seien. "Wenn das als ungehörig oder unklug interpretiert wird, sei's drum. Ich bin Priester und kein Höfling."