Papst Franziskus hat am zweiten Weihnachtstag die Christen auf aller Welt zu Versöhnung aufgerufen. "Jesus ist Quelle der Liebe. Er öffnet uns zur Brüderlichkeit und ruft uns auf, alle Konflikte und Ressentiments zur Seite zu legen", sagte der Papst vor den auf dem Petersplatz versammelten Gläubigen.
Zum Festtag des Heiligen Stephanus, des ersten Märtyrers der Kirchengeschichte, dankte der Papst für die Glückwünsche zu Weihnachten, die er aus aller Welt erhalten habe. Besonders dankbar sei er für die Gebete für ihn. Er bat die Gläubigen, weiter für ihn zu beten.
Aufruf zu Frieden und Nächstenliebe
Der Papst hat am Christtag in seiner Botschaft zum Segen "Urbi et Orbi" zu Frieden in Syrien, im Irak, in Korea sowie im Kongo, in Zentralafrika und in Jerusalem aufgerufen. Papst Franziskus hat in seiner Weihnachtsbotschaft zu "Frieden für Jerusalem" aufgerufen. Trotz "wachsender Spannungen zwischen Israelis und Palästinenserns" hoffe er auf eine Verhandlungslösung im Nahost-Konflikt, die die "friedliche Koexistenz zweier Staaten" ermögliche , sagte der Papst im Vatikan.
Vor Zehntausenden Gläubigen auf dem Petersplatz in Rom gedachte der Papst aller leidenden, verfolgten und bedürftigen Kinder in Konflikt- und Notstandsgebieten auf dem gesamten Globus.
Mit einem Festgottesdienst im Petersdom am Vortag hatte der Papst offiziell die Weihnachtsfeierlichkeiten im Vatikan eingeleitet. Tausende Gläubige begrüßten den Papst, als er zweieinhalb Stunden vor Mitternacht für die traditionelle Christmette in die Basilika einzog. Für den Argentinier Jorge Mario Bergoglio ist es die fünfte Weihnacht als Oberhaupt der katholischen Weltkirche.
Die Messe zur Erinnerung an die Geburt Christi vor 2.000 Jahren wurde in mehreren Ländern und live im Internet übertragen. In den Mittelpunkt seiner Predigt stellte das Oberhaupt der katholischen Kirche die Armen, die Ausgegrenzten und Flüchtlinge. Die armen Hirten aus Bethlehem seien die ersten gewesen, die die Nachricht von der Geburt Jesu erhalten hätten, sagte Franziskus. "Sie waren die ersten, weil sie unter den letzten waren, den Ausgegrenzten."
Der Heilige Vater, der die Christmette mit zahlreichen Kardinälen und Bischöfen zelebrierte, machte einen Vergleich zwischen der Heiligen Familie, für die es keinen Platz in Bethlehem gab, und den vielen Flüchtlingen, die derzeit ihre Heimat verlassen müssen und ausgegrenzt werden. Auch heute seien Millionen von Menschen aus ihrer Heimat vertrieben worden. Für viele Menschen sei die Flucht eine Notwendigkeit, um überleben zu können. Man müsse Gott in all den vertriebenen Menschen erkennen. "Niemand darf sich ausgeschlossen fühlen", so der Heilige Vater. Zahlreiche Gläubige verfolgten die Zeremonie auf dem Petersplatz, auf dem Bildschirme aufgestellt sind.
"Frieden für Kinder im Krieg"
Papst Franziskus hat in seiner Weihnachtsbotschaft am Christtag an die Kinder in den vielen von Konflikten geplagten Ländern der Welt erinnert. Kinder würden am ärgsten unter den Kriegen und einem "überholten Entwicklungsmodell" leiden, das soziale Ausgrenzung nähre, kritisierte Franziskus.
Der Pontifex betonte, man könne Jesus in den Kindern Syriens sehen, die unter den Folgen des langen Kriegs leiden. Franziskus äußerte die Hoffnung, dass Syrien wieder ein soziales Netz aufbauen könne, in dem Menschen unabhängig von ihrer ethnischen Gruppe und Religion in Frieden zusammenarbeiten können. Jesus sei auch in den Augen der Kinder im Irak zu sehen, die unter den Folgen eines 15-jährigen Konflikts leiden, so der Papst.
Er betonte, er bete für die Kinder in all jenen Ländern, in denen Frieden und Sicherheit gefährdet seien, sowie für Kinder in von Arbeitslosigkeit geplagten Familien. Er bete für Kinder, die als Sklaven und Soldaten ausgenutzt werden, sowie für minderjährige Flüchtlinge, die allein ihre Heimat verlassen, auf unmenschliche Weise reisen und Opfer von skrupellosen Menschen würden. "In ihren Augen sieht man das Schicksal der vielen Migranten, die Reisen unternehmen, die oft in Tragödien enden", sagte Franziskus.
Der Papst gedachte auch der Kinder, die er bei seiner jüngsten Reise in Myanmar und Bangladesch getroffen habe. Er hoffe, dass die Würde der Minderheiten in diesen Regionen geschützt werde.
Millionen hörten die Worte des Papstes
Die Botschaft von der Loggia des Petersdoms und der Segen "Urbi et Orbi" sind ein Höhepunkt der christlichen Weihnachtsfeiern. Zehntausende Menschen verfolgten die Ansprache des Papstes auf dem wegen der Terrorgefahr besonders gesicherten Petersplatz. Millionen sahen im Fernsehen oder via Internet zu.
Sicherheitsvorkehrungen verschärft
In Rom wurden die Sicherheitsvorkehrungen an den Weihnachtsfeiertagen erheblich verschärft. Sehenswürdigkeiten wie das Kolosseum, die größten Basiliken der Ewigen Stadt, die U-Bahn-Zugänge und die Gebäude wichtiger Institutionen sollen an allen Feiertagen strengstens kontrolliert werden, teilte das Innenministerium mit. Besonderes Augenmerk gelte auch besucherstarken Veranstaltungen und Gottesdiensten zu Weihnachten, aber auch touristischen Sehenswürdigkeiten und Einkaufszentren, hieß es in Rom. Zu den Sicherheitsmaßnahmen zählen bewegliche Absperrgitter an den Zufahrtsstraßen zum Petersplatz sowie Polizei- und Militärposten.