Nach dem Senat hat auch das Repräsentantenhaus der Steuerreform von US-Präsident Donald Trump am Mittwoch endgültig zugestimmt. Ein erstes Votum, das die Republikaner dank ihrer Mehrheit in der Kongresskammer ebenfalls gewonnen hatten, war wegen eines Verfahrensfehlers ungültig gewesen.

Der Senat hatte in der Nacht ebenfalls Ja gesagt. Nun kann Trump das Gesetz noch vor Weihnachten unterschreiben.

Es ist die erste Steuerreform in den USA seit drei Jahrzehnten. Trump und die Republikaner beschreiben sie als historisch. Die Demokraten halten sie für zutiefst ungerecht. An der Börse sorgte die bevorstehende Verabschiedung in den vergangenen Tagen für Höhenflüge. In Umfragen ist das Vorhaben dagegen äußerst unbeliebt.

Kern des 500 Seiten starken Entwurfes ist eine massive Senkung der Ertragsteuer für Unternehmen von bisher 35 auf 21 Prozent. Auch die meisten übrigen Steuerzahler können davon ausgehen, dass sie zumindest vorübergehend weniger Geld an den Fiskus abführen müssen. Allerdings profitieren Wohlhabende entgegen den Erklärungen Trumps deutlich stärker als ärmere Menschen und die Mittelschicht.

Eine Passage des Pakets zielt zudem auf die Demontage der Gesundheitsreform "Obamacare" ab. Demnach soll die Versicherungspflicht 2019 für alle Amerikaner wieder rückgängig gemacht werden. Damit würden Unversicherten Bußgelder und dem Staat Zuschusszahlungen erspart - aber Schätzungen zufolge wären vermutlich 13 Millionen Menschen künftig ohne Versicherungsschutz.

Das Paket hat einen Umfang von knapp 1,5 Billionen Dollar. Dafür nehmen die Republikaner im Widerspruch zu ihrem Wahlprogramm 2016 eine starke Aufblähung des Haushaltsdefizits in Kauf: Der überparteiliche Steuerausschuss des Kongresses geht von einem Anstieg in Höhe von einer Billion Dollar im Zeitraum von zehn Jahren aus.

Die Republikaner erwarten, dass sich die Reform durch eine gesteigerte Wirtschaftsleistung selber finanziert. Unabhängige Experten ziehen das in Zweifel. Höchst umstritten ist auch die Argumentation der Konservativen, dass sich die Steuererleichterungen für Unternehmen in höheren Löhnen niederschlagen würden.