Trotz immenser Verluste bei der deutschen Bundestagswahl ist CSU-Chef Horst Seehofer erneut in seinem Amt bestätigt worden. Nach der demonstrativen Einigung mit seinem Rivalen Markus Söder erhielt er beim Parteitag am Samstag in Nürnberg 83,7 Prozent der Stimmen - nach 87,2 Prozent vor zwei Jahren. Das Amt des Ministerpräsidenten von Bayern will Seehofer im kommenden Jahr an Söder abgeben.

Seehofer bekam bei der geheimen Wahl 664 der 793 gültigen Stimmen. Er bezeichnete das Votum als "gute Grundlage" für die kommenden Monate. Zuvor war die Rede davon, dass eine Zustimmung von mehr als 80 Prozent nach dem monatelangen Machtkampf in der CSU als respektabel gilt.

Auf dem Parteitag in Nürnberg soll Söder zudem zum CSU-Spitzenkandidaten für die Landtagswahl im Herbst kommenden Jahres gekürt werden. Bereits im ersten Quartal 2018 soll er im Landtag zum Ministerpräsidenten gewählt werden. Die Parteispitze hatte sich Anfang Dezember auf die Doppelspitze aus Seehofer und Söder verständigt.

Neue Ära

Seehofer sieht seine Partei mit ihrer künftigen Doppelspitze aus ihm selbst und aus dem designierten Ministerpräsidenten MarkusSöder vor einer neuen Ära. Die Aufteilung bedeute eine Trennung der Ämter. "Aber die Aktionseinheit der CSU bleibt", sagte Seehofer am Samstag vor seiner Wiederwahl beim CSU-Parteitag in Nürnberg.

Er habe die politische Verantwortung für das schlechte Ergebnis bei der Bundestagswahl übernommen, "auch wenn die Ursache in Berlin lag", sagte der CSU-Chef - ein Seitenhieb auf die deutsche Bundeskanzlerin und CDU-Chefin Angela Merkel. Seehofer hatte ihre Flüchtlingspolitik lange Zeit scharf kritisiert.

Seehofer schlug Söder selbst als Nachfolger im Amt des Regierungschefs vor. "Er kann es und er packt es. Das ist Markus Söder", sagte der Vorsitzende. Die großen Fragen Bayerns seien schon früher zwischen ihm und Söder in großer Einigkeit entschieden worden. Seehofer betonte, er werde bei der Landtagswahl im Herbst nicht erneut für einen Sitz im Landtag kandidieren.

Bereit als Parteivorsitzender weiterzumachen

Gleichzeitig bekräftigte Seehofer noch einmal seine Bereitschaft, als Parteivorsitzender weiterzumachen. Angesichts der unklaren Lage und der schwierigen Regierungsbildung in Berlin wolle er mithelfen, dass die CSU ihrer Verantwortung für Deutschland gerecht werde.

Seehofer sicherte Söder eine enge Zusammenarbeit zu. Er wolle mithelfen, dass das Jahr 2018 zu einem großen Erfolg für die CSU werde. "Das werde ich tun, Markus, und darauf kannst du dich verlassen."

Seehofer zog eine positive Bilanz der jahrzehntelangen CSU-Regierung. "Bayern blüht, Bayern boomt", sagte er. "Bayern ist das Paradies, das können wir uneingeschränkt sagen."

Bereits in den ersten Monaten des kommenden Jahres soll Söder als Ministerpräsident Seehofer ablösen. Der CSU-Chef soll zunächst noch als Regierungschef die Gespräche zur Regierungsbildung in Berlin für die CSU führen. Nach dem Scheitern der Gespräche über eine Jamaika-Koalition aus Union, FDP und Grünen stehen nun Sondierungen von Union und SPD bevor.