Für EU-Ratspräsident Donald Tusk ist die Frage verpflichtender Flüchtlingsquoten weiter strittig. Allerdings sei die "Temperatur" bei diesem Thema beim EU-Gipfel gestiegen und "schon aus dem Grund war es wirklich nützlich, das Thema anzusprechen", betonte Tusk nach Ende des Europäischen Rats in Brüssel am Freitag.
EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker sah die Migrationsfrage anders, bemühte sich aber um Ruhe. "Es hängt alles vom Blickwinkel ab. Ich behaupte, die Umsiedlung war ein Erfolg." Es seien 35.245 Flüchtlinge tatsächlich umgesiedelt worden. "Das mag eine kleine Zahl sein, sagt Donald. Er hat nicht Unrecht, aber ich verstehe nicht, warum da so viel Aufregung entstanden ist", so Juncker.
Europa sei "doch viel stärker, um 35.000 Menschen aufnehmen zu können. Ich würde mir wünschen, dass wieder etwas Ruhe einkehrt und man nicht so aufgeregt an die Dinge herangeht". Juncker forderte beim Außenschutz mehr Engagement der Staaten. So fehlten in Griechenland noch 92 Offiziere, in Bulgarien 114.
Tusk meinte, es sei zwar möglich, einen Kompromiss bei den Flüchtlingsquoten zu finden, "aber das scheint sehr schwierig zu sein". Jedenfalls sollten Fortschritte bis März erzielt werden und im Juni 2018 dann Entscheidungen gefällt werden. Seine Beurteilung von verpflichtenden Quoten "hat sehr viele Emotionen hochkochen lassen".
Er glaube, dass die Umsiedlung aber nicht das geeignete Instrument für die Einwanderung sei. Selbst wenn statt der 93 Prozent 100 Prozent umgesiedelt hätten werden können, wären dies "weniger als zwei Prozent der Gesamtzahl der Menschen, die einen Antrag auf Asyl gestellt haben. Der Streit um obligatorische Quote ist noch nicht vorbei", so Tusk. Er hoffe, mit der losgetretenen Diskussion es doch geschafft zu haben, "die Luft etwas zu säubern und die Atmosphäre zu verbessern".
Der estnische Ratsvorsitzende Jüri Ratas unterstrich die Einigkeit der EU. Außerdem sollte man bedenken, dass es bei dem Thema um Management gehe und nicht um Brandschutz.