Nach mehr als drei Jahren der Kämpfe hat die irakische Armee den letzten Zufluchtsort der Terrormiliz IS im Irak erobert. "Euer Land wurde vollständig befreit", sagte Ministerpräsident Haidar al-Abadi am Samstagabend in einer TV-Ansprache an das irakische Volk, nachdem auch eine Wüstenregion an der Grenze zu Syrien komplett befreit wurde.
"Die irakische Flagge weht nun über dem gesamten irakischen Land und über dem fernsten Grenzposten", sagte der schiitische Politiker. Die sunnitische Miliz hatte vor drei Jahren große Teile des Iraks und Syriens überrannt. Den Höhepunkt ihrer Macht erreichte die Miliz im Sommer 2014, nachdem sie die Großstadt Mosul in nur wenigen Stunden unter Kontrolle bringen konnte. IS-Anführer Abu Bakr al-Bagdadi ließ kurz danach ein "Islamisches Kalifat" ausrufen und machte sich selbst zum "Kalifen". Unklar ist, ob der IS-Chef noch lebt.
Al-Abadi sagte, dass dieser "große Sieg" auch ein Erfolg für die Araber, die Muslime und die gesamte Welt sei. Bei ihrer letzten Offensive gegen die Terrormiliz IS in der Provinz Al-Anbar in den vergangenen Wochen wurden die irakischen Streitkräfte wie in den Monaten zuvor durch Luftangriffe der US-geführten Militärkoalition unterstützt.
Der Koalition zufolge hat die Terrormiliz insgesamt mehr als 95 Prozent ihres einstigen Gebiets verloren. Bereits in den vergangenen Monaten war sie aus den Städten Mosul im Nordirak sowie Al-Raqqa und Deir ez-Zor in Syrien vertrieben worden.
Die Anti-IS-Koalition sprach von einem "bedeutenden Sieg" des Irak gegen die IS-Miliz. Der US-Koordinator für den Kampf gegen die Terrormiliz, Brett McGurk, sprach von einem "bemerkenswerten Erfolg, den viele als unmöglich angesehen hatten". Zugleich betonte er, dass dieser Erfolg im kommenden Jahr "konsolidiert" werden müsse. Die Koalition werde den Irak weiterhin unterstützen.
Das US-Außenministerium begrüßte das Ende der "abscheulichen Besatzung" der Jihadisten, die "große Teile" des Irak kontrolliert hatten. Allerdings bedeute der militärische Sieg "nicht, dass der Kampf gegen den Terrorismus, nicht einmal jener gegen den IS, vorbei ist", betonte Ministeriumssprecherin Heather Nauert. Die britische Premierministerin Theresa May sprach von einem "historischen Augenblick" und gratulierte al-Abadi.
Nach den Niederlagen ist damit zu rechnen, dass die Extremisten untertauchen und verstärkt auf Terroranschläge sowie eine Guerilla-Taktik setzen, wie sie es bereits in der Vergangenheit getan hatten. Zudem konzentrierte sich ihre Aktivität zuletzt stärker auf andere Länder. So kam es etwa in Afghanistan mehrfach zu Anschlägen, zu denen sich die IS-Terrormiliz bekannte.
In der nordirakischen Stadt Kirkuk sprengten sich unterdessen fünf Selbstmordattentäter in die Luft, nachdem sie von Sicherheitskräften in einem Gebäude belagert wurden, wie ein Milizenführer berichtete. Es wird davon ausgegangen, dass sie dem IS angehörten. Die ölreiche Region wird weiterhin nach Widerstandsnestern durchsucht. Beobachter vermuten Terrorzellen im gesamten Land.