Die SPD hat Martin Schulz erneut zum Parteivorsitzenden gewählt. Der 61-Jährige erhielt am Donnerstagabend in Berlin 81,9 Prozent der Stimmen, nachdem der Parteitag kurz vorher mit großer Mehrheit Gesprächen mit der Union über eine Regierungsbildung zugestimmt hatte
Der Antrag der Parteiführung wurde mit einigen Änderungen mit großer Mehrheit gebilligt. Neu ist, dass über eine etwaige Aufnahme von Koalitionsverhandlungen im kommenden Jahr auf jeden Fall ein Sonderparteitag entscheiden muss.
Schulz warb davor in einer auf etwa 90 Minuten angelegten Rede um Zustimmung dafür, in ergebnisoffene Gespräche mit der Union zu gehen. "Wir müssen nicht um jeden Preis regieren. Aber wir dürfen auch nicht um jeden Preis nicht regieren wollen", sagte der 61-jährige Parteichef. Zum Auftakt seiner 75 Minuten langen Rede entschuldigte sich Schulz für das SPD-Debakel bei der Bundestagswahl am 24. September mit dem Absturz auf 20,5 Prozent. Er trage als Kanzlerkandidat die Verantwortung. Viele hätten der SPD ihr Vertrauen geschenkt und dafür gekämpft, dass ein Sozialdemokrat deutscher Bundeskanzler werde: "Bei all diesen Menschen bitte ich für meinen Anteil an dieser bitteren Niederlage um Entschuldigung."
Er habe privat und politisch schon so manches Auf und Ab hinter sich. "Aber so ein Jahr kann man nicht einfach abschütteln. So ein Jahr steckt in den Knochen", sagte er. Er wisse, wie enttäuscht und wütend viele Menschen seien. "Ich kann die Uhr nicht zurückdrehen, aber ich möchte als Parteivorsitzender meinen Beitrag dazu leisten, dass wir es besser machen."
Schulz stellt sich der Wiederwahl
Schulz war im März mit 100 Prozent der Stimmen zum Nachfolger von Sigmar Gabriel gewählt worden und stellt sich am Donnerstag zur Wiederwahl. Für seine Rede erhielt er nur mäßigen Applaus.
Die SPD-Nachwuchsorganisation Jusos will durchsetzen, dass der Parteitag einem neuen Bündnis mit der Union bereits jetzt eine Absage erteilt. Die Parteiführung wie auch einflussreiche SPD-Linke wollen diese Festlegung vermeiden. Der Vorstoß aus Nordrhein-Westfalen für einen Sonderparteitag vor Verhandlungen mit der Union könnte nach Einschätzung aus der SPD dazu beitragen, dass der Juso-Vorstoß keine Mehrheit erhält.