Obwohl Ali Abdullah Saleh im Zuge der Arabischen Aufstände nach fast 34 Jahren als Präsident des Jemen zurücktreten musste, konnte er sich von der Macht nie lösen. Der schnauzbärtige Ex-Staatschef tat nach 2012 weiter das, was er am besten konnte: Stämme, Gruppen und Menschen gegeneinander ausspielen, um seinen Einfluss zu sichern.
Salehs letzter Schachzug in dem verheerenden Bürgerkrieg - der Bruch mit den verbündeten Houthi-Rebellen - kostete den 75-Jährigen nun das Leben.
Der in der Armee sozialisierte Ex-Machthaber wuchs in einfachen Verhältnissen auf. Er besuchte die Koranschule, ging zum Militär und wurde 1978 Staatschef im Nordjemen, der damals noch vom sozialistischen Süden getrennt war. Er hatte mehrere Frauen und mehr als ein Dutzend Kinder.
Enges Verhältnis zu USA
In seiner Zeit als Machthaber in Sanaa bemühte er sich um ein enges Verhältnis zu den USA, obwohl es dafür in der Bevölkerung wenig Rückhalt gab. In Washington wurde Saleh bis zum Beginn der Protestwelle 2011 als Verbündeter im Kampf gegen den Terror von Al-Kaida gestützt. Innenpolitisch scheiterte er aber weitgehend daran, die noch immer bestehende Spaltung zwischen dem Norden und dem Süden nach der Vereinigung 1990 zu überwinden.
Der Feldmarschall - dem Teile der Armee bis zuletzt ergeben waren - galt als Opportunist, der keine politischen Berührungsängste kannte. Vor diesem Hintergrund ist auch seine Allianz mit den Houthi-Rebellen zu sehen, die 2014 die Einheiten der neuen Regierung überrannten und bis heute den Norden des Landes kontrollieren. Noch als Präsident hatte Saleh sie bekämpft. Der TV-Auftritt am Samstag, in dem er sich von den Houthis abwendete, sollte sein letzter gewesen sein.
Warum das Bündnis zwischen Saleh und den Houthi-Rebellen zerbrach
Ali Abdallah Saleh war als politisches Chamäleon bekannt. Als Präsident führte Saleh sechs Jahre lang Krieg gegen die Houthi-Rebellen, nach seinem erzwungenen Rücktritt verbündete er sich mit ihnen im Kampf gegen den neuen Staatschef.
Kürzlich wechselte der 75-Jährige erneut die Fronten und signalisierte der von Saudi-Arabien angeführten militärischen Allianz, die die Houthi-Rebellen bekämpft, Gesprächsbereitschaft. Das bezahlte Saleh nun offenbar mit seinem Leben. Laurent Bonnefoy, Jemen-Experte am französischen Forschungszentrum CNRS, erklärt die Hintergründe des Bruchs mit den schiitischen Houthi-Rebellen.
Warum zerbrach das Bündnis zwischen Saleh und den Houthis?
"Die 2014 entstandene Allianz zwischen den Houthis und Ex-Präsident Saleh hat den Krieg zwar geprägt, aber langfristig verfolgten die beiden unterschiedliche Ziele. (...) Zuletzt wollten die Houthis ihren eigenen Leuten Zugang zu den höchsten Staatsämtern verschaffen. Salehs Ziel war es aber, sich selbst Einfluss und Macht zu sichern, möglicherweise indem er seinen Sohn Ahmed Ali, der in den Vereinigten Arabischen Emiraten lebt, als politische Alternative präsentiert.
Es gab schon länger Spannungen in diesem Bündnis. Aber erst als die Houthis versuchten, die Saleh-Moschee unter ihre Kontrolle zu bringen, die er zu seinem Ruhm hatte bauen lassen, hat das Pulverfass zur Explosion gebracht. Sicherlich hat Saudi-Arabien Saleh zu diesem Bruch ermutigt, indem es ihm politische Garantien angeboten hat."
Ist das nun ein Wendepunkt in diesem Krieg?
"Das Ende der Allianz zwischen Houthis und Saleh bedeutet sicher eine große Wende. Das ist nicht unbedingt eine gute Nachricht, weil jetzt die Kämpfe am Boden in der Hauptstadt Sanaa und anderen Regionen ausgetragen werden, die bisher zwar bombardiert, aber von Kämpfen verschont geblieben waren.
Angesichts dessen, dass die Koalition bereits von einem 'Volksaufstand' gegen die Houthis spricht, könnte Saudi-Arabien das Ende der Bombardements verkünden und so den internationalen Forderungen entgegenkommen. Das wäre sicher gut für die jemenitische Zivilbevölkerung, der Krieg wäre damit aber nicht beendet."
Was sind die nächsten Schritte?
"Die Houthis warfen Saleh seit mehreren Monaten vor, ein Verräter zu sein und im Geheimen mit Saudi-Arabien zu verhandeln. (...) Das Ende der Allianz zwischen den Houthis und Saleh bedeutet nicht, dass erstere von der Bildfläche verschwinden. Ihre militärische Stärke ist nach wie vor vorhanden und sie sind in vielen Regionen tief verwurzelt. Sie stehen unter Druck und die kommenden Wochen werden zeigen, ob sie zu Zugeständnissen bereit sind oder ob sie allein einer militärischen Logik folgen."