Kaum 100 Tage vor Beginn der Olympischen Winterspiele im südkoreanischen Pyeongchang spitzt sich die Lage auf der koreanischen Halbinsel weiter zu. Der republikanische US-Senator Lindsey Graham hat den Abzug von Familienangehörigen des amerikanischen Militärs aus Südkorea gefordert. "Angesichts der Provokationen Nordkoreas ist es verrückt, Kinder und Ehefrauen nach Südkorea zu schicken", erläuterte Graham im Fernsehsender CBS am Sonntag.

Seiner Einschätzung nach steigt nach den jüngsten nordkoreanischen Raketentests die Gefahr eines militärischen Konflikts zwischen den USA und Nordkorea. Nordkorea hatte am Mittwoch vergangener Woche eine neuartige Rakete des Typs Hwasong-15 getestet und ist nach Angaben der Führung in Pjöngjang nun in der Lage, das gesamte Festland der USA mit Atomsprengköpfen anzugreifen. 

Südkoreanische und US-Streitkräfte haben am Montag ihre bisher größte Luftwaffenübung begonnen. An dem fünftägigen Manöver "Vigilant Ace" (wachsames Ass) sollen nach Militärangaben mehr als 230 Kampfflugzeuge einschließlich F-35-Tarnkappen-Jets der USA sowie etwa 12.000 Soldaten teilnehmen. Die bis Freitag stattfindende Übung soll die "Bereitschaft" der beiden verbündeten Länder stärken. Nordkoreas Außenministerium hatte am Samstag die US-Regierung beschuldigt, "um einen Atomkrieg zu betteln". Pjöngjang wirft den USA regelmäßig vor, durch ihre Militärmanöver mit Südkorea einen Angriff vorzubereiten, was beide Länder bestreiten.

Laut bisher unbestätigten südkoreanischen Medienberichten könnten daran auch US-Langstreckenbomber des Typs B-1B teilnehmen. Im November des vergangenen Jahres hatten mehr als 16.000 Soldaten und mehr als 200 Flugzeuge an der jedes Jahr stattfindenden Übung teilgenommen. Vor wenigen Tage hatte Nordkorea eine weitere Interkontinentalrakete gestartet, der Test war international scharf kritisiert worden. Das diplomatisch isolierte Land erklärte kurz danach, es könne jetzt das gesamte Festland der USA mit Atomsprengköpfen angreifen.