Bei dem jüngsten Raketentest Nordkoreas handelte es sich nach Angaben des Pentagon um einen neuen Rekord. Die Interkontinentalrakete sei höher geflogen als je eine bisher von Nordkorea abgefeuerte Rakete, sagte US-Verteidigungsminister James Mattis.
US-Präsident Donald Trump hat verhalten auf den jüngsten Raketentest Nordkoreas reagiert. Die USA würden sich darum kümmern, sagte Trump am Dienstag im Weißen Haus vor Reportern. Details nannte er nicht. "Das ist eine Situation, mit der wir umgehen werden", sagte Trump. Ein längeres öffentliches, etwa im Fernsehen übertragenes Statement des Präsidenten gab es nicht.
Dringlichkeitssitzungam Mittwoch
Nach dem jüngsten nordkoreanischen Raketentest haben Japan, die USA und Südkorea eine Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrats beantragt. Das teilte der derzeitige italienische Vorsitzende des Gremiums am Dienstag am Sitz der Vereinten Nationen in New York mit. Das Treffen solle voraussichtlich noch am Mittwoch stattfinden.
Im Sicherheitsrat sitzt mit China der einzige noch verbliebene Verbündete Pjöngjangs. Vor allem die USA wollen, dass Peking mehr wirtschaftlichen Druck auf Pjöngjang ausübt, um es im Streit um sein Atom- und Raketenprogramm zum Einlenken zu bringen.
Abschuss bestätigt
Das US-Verteidigungsministerium hat am Dienstag den Abschuss einer Rakete in Nordkorea bestätigt. Nach ersten Erkenntnissen habe es sich um eine Interkontinental-Rakete gehandelt, teilte das Pentagon mit. Der Flugkörper sei um 17.17 Uhr MEZ abgefeuert worden und sei ins Japanische Meer gestürzt. Potenziell können Interkontinental-Raketen, abgefeuert von Nordkorea, auch US-Gebiete erreichen.
"Das nordamerikanische Luftraum-Verteidigungskommando (NORAD) hat festgestellt, dass der Raketentest keine Gefahr für Nordamerika, unsere Gebiete oder unsere Verbündeten dargestellt hat", teilte das Pentagon weiter mit.
"Wir sind weiterhin darauf vorbereitet, uns selbst oder unsere Verbündeten vor jeder Art von Angriff oder Provokation zu verteidigen", hieß es ferner. Im Juli hatte Pjöngjang bereits zwei Interkontinentalraketen getestet. Diese haben eigentlich eine Reichweite von mehr als 5.500 Kilometern.
Vor Japan gelandet
Die nordkoreanische Rakete ist nach japanischen Angaben 250 Kilometer vor der Küste Japans im japanischen Meer gelandet. Der japanische Verteidigungsminister Itsunori Onodera teilte in Tokio mit, die Rakete sei westlich der Präfektur Aomori niedergegangen, wie die Nachrichtenagentur Kyodo berichtete. Die Rakete sei so hoch wie nie zuvor geflogen.
Der japanische Premierminister Shinzo Abe forderte eine Sitzung des UNO-Sicherheitsrats. Japan werde seine Bevölkerung beschützen, versicherte er.
Südkoreas Militär reagierte nur fünf Minuten nach dem Raketenstart mit einer 20-minütigen Raketenübung, wie der Generalstab in Seoul nach Angaben der Nachrichtenagentur Yonhap berichtete. Daran waren das Heer sowie die Luftwaffe und die Marine beteiligt.
Es seien Zielübungen mit Raketen unternommen worden, die die Entfernung zu Nordkoreas Abschussstelle Pyongsong nördlich von Pjöngjang simulierten. Die südkoreanischen Streitkräfte hätten drei Raketen der Typen Hyunmoo-II, Haesong-II und Spice-2000 abgeschossen.
Das südkoreanische Militär habe Nordkoreas militärische Aktivitäten ständig im Blick, teilte der Generalstab in Seoul laut Yonhap zu der schnellen Übung in Reaktion auf den Raketenstart mit.
"Es zeigt unsere Entschlossenheit und Fähigkeit, jederzeit mit Präzision [...] einen Schlag gegen den Ursprungsort der Provokation und Schlüsseleinrichtungen zu führen", hieß es in der Stellungnahme.
Auf US-Terrorliste
Die USA hatten Nordkorea zuletzt auf die Liste der staatlichen Unterstützer von Terrorismus gesetzt. Das US-Finanzministerium verstärkte die Sanktionen gegen das kommunistisch geführte Land. Zahlreiche Länder hatten ihre Wirtschaftsbeziehungen zu Nordkorea bereits deutlich zurückgefahren oder eingestellt.
US-Außenminister Rex Tillerson hatte jüngst weiter Hoffnung auf eine diplomatische Lösung des Konflikts geäußert. "Viele sind der Auffassung, dass bedeutende Resultate erzielt werden", sagte Tillerson vergangene Woche über die US-Strategie des "maximalen Drucks". Es gebe gesicherte Anzeichen dafür, dass Nordkorea vor einem Versorgungsproblem bei Treibstoff stehe und die Staatseinnahmen deutlich sinken. "Vielleicht ist das der Grund dafür, dass es seit 60 Tagen keinen provokativen Akt mehr seitens Pjöngjang gegeben hat."
Nordkorea bezeichnete seine Wiederaufnahme auf die US-Liste von Terror-Unterstützerstaaten als "schwere Provokation". Das Außenministerium in Pjöngjang warf Washington eine feindselige Politik vor. Nordkorea werde daher sein Atomprogramm weiter ausbauen. Die Nuklearwaffen dienten der Verteidigung der eigenen Souveränität, wurde ein Sprecher von den Staatsmedien zitiert.
Aufs Schärfste verurteilt
EU und NATO haben den jüngsten Raketenabschuss Nordkoreas aufs Schärfste verurteilt. "Dies ist ein weiterer Bruch zahlreicher UNO-Sicherheitsrats-Resolutionen, der die regionale und internationale Sicherheit untergräbt", urteilte NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg am Dienstagabend. "Nordkorea muss wieder in einen glaubwürdigen und gehaltvollen Dialog mit der internationalen Gemeinschaft eintreten."
Eine Sprecherin der EU-Außenbeauftragten Federica Mogherini bezeichnete den Raketenabschuss als inakzeptable Verletzung der internationalen Verpflichtungen Nordkoreas. "Der Raketenstart ist eine weitere schwere Provokation und eine ernste Bedrohung für die internationale Sicherheit." Nordkorea müsse sein Atom- und Raketenprogramm einstellen.
Die deswegen geltenden EU-Strafmaßnahmen gegen Nordkorea sind schon heute schärfer als gegen alle anderen mit Sanktionen belegten Länder der Welt. Beispielsweise darf in das Land keinerlei Öl und Ölprodukte mehr geliefert werden. Zudem sind Investitionen in Nordkorea verboten, um die Devisenbeschaffung zu verhindern.