Auf Wiedersehen.“ Als Christian Lindner kurz vor Mitternacht sein Nein zu den Jamaika-Verhandlungen vom Blatt liest, zittern ihm die Hände. Mit wenigen Worten und innerhalb weniger Sekunden verfrachtet er Deutschland in die Sackgasse und Angela Merkel ins Eck. Wollte er von Anfang an das Scheitern der Gespräche? Erhoffte er sich eine bessere Position für die FDP und sich selbst, wenn er in der Opposition die anderen vor sich her treibt? Am Tag danach sieht es danach aus, als hätte sich der 38-Jährige, der mit viel Elan die FDP nach deren Krise wieder ins Parlament gebracht hat, gewaltig verspekuliert. Er mag die liberalen Inhalte in einer Jamaika-Koalition bedroht gesehen haben. Als neuer Buhmann der Nation wird er wohl so schnell keine Chance mehr bekommen, diese überhaupt in einer Regierung zu vertreten.
Als Finanzminister war Lindner, studierter Politologe und Hauptmann der Reserve mit Ausbildung bei der Luftwaffe, bereits im Gespräch. Jetzt sprengte er eine Einigung, die nach Worten seiner Doch-nicht-Partner zum Greifen nah war, in die Luft. Die Partei mag weiter hinter ihm stehen. Abzuwarten bleibt, ob die FDP-Wähler den Coup goutieren. Erste Umfragen sagen das Gegenteil. Immerhin war Lindner bereits eine deutliche Entlastung bei von ihm kritisierten Steuerzuschlägen zugestanden worden, auch bei der Vorratsdatenspeicherung, deren Einschränkung er wollte, war man ihm entgegengekommen.
Ja, es stimmt, „das weltbeste Bildungssystem“ hatte der brillante Rhetoriker seinen Wählern großspurig versprochen. Aber Superlative lassen sich in der Realität in keiner Form von Koalition verwirklichen.