Die israelische Polizei hat Regierungschef Benjamin Netanyahu nach eigenen Angaben erneut mehrere Stunden lang befragt. Beamte der Dienststelle für Betrug und schwere Straftaten erschienen am Sonntag im Zuge von Ermittlungen in zwei Korruptionsfällen bei Netanyahu. Es war bereits die sechste Befragung des 68-Jährigen durch die Polizei zu diesen Themen und die zweite in diesem Monat.
Israelische Medien berichteten, zwei Ermittler seien kurz nach 15 Uhr an Netanyahus Residenz in Jerusalem eingetroffen. Um 20 Uhr bestätigte die Polizei, die "mehrstündige" Befragung sei beendet.
Nach Medienberichten ging es unter anderem um teure Geschenke wie Zigarren und Champagner, die Netanyahu und seine Frau Sara über Jahre hinweg vom israelischen Geschäftsmann und Hollywood-Produzenten Arnon Milchan erhalten haben sollen. Der Wert beträgt Medienberichten zufolge mehrere zehntausend Dollar. Milchan wurde zuletzt im September befragt.
Der andere Fall betrifft den Vorwurf, dass der Ministerpräsident einen Deal mit dem Verleger der auflagenstarken israelischen Zeitung "Yediot Ahronot" betrieben haben soll. Für eine vorteilhaftere Berichterstattung des Blattes über Netanyahu sollte der Ministerpräsident dabei helfen, den Erfolg der kostenlosen Konkurrenzzeitung "Israel Hayom" zu schmälern. Netanyahu weist sämtliche Vorwürfe zurück.
Anfang November mussten zwei Netanyahu-Vertraute den Ermittlern im Zusammenhang mit den Korruptionsermittlungen um den Kauf deutscher U-Boote Rede und Antwort stehen. Es handelt sich um Netanyahus diplomatischen Sonderbeauftragten Yitzhak Molcho und seinen Anwalt David Shimron. Beide sind mit Netanyahu verwandt und arbeiten in derselben Anwaltskanzlei.
Medienberichten zufolge gehen die Ermittler der Frage nach, ob Molcho seine Kontakte ausnutzte, um den Deal über die Lieferung von drei "Dolphin"-Unterseebooten aus Deutschland voranzubringen. Molchos Anwalt bestritt laut Medienberichten, dass sein Mandant sich in der Angelegenheit schuldig gemacht haben könnte.
Molcho hat keine offizielle Funktion inne, wird aber von der israelischen Regierung mit schwierigen diplomatischen Aufgaben betraut - etwa in Bezug auf Friedensgespräche mit den Palästinensern und Verhandlungen mit Jordanien und Ägypten.
Wegen des U-Boot-Geschäfts mit dem deutschen Hersteller ThyssenKrupp hatte die Generalstaatsanwaltschaft vor einem Jahr Ermittlungen eingeleitet. Diese richten sich sowohl gegen Vertreter des israelischen Sicherheitsapparats als auch gegen Mitarbeiter von ThyssenKrupp in Israel. Shimron, der auch für den Vertreter von ThyssenKrupp in Israel tätig war, soll an der Abwicklung des Geschäfts beteiligt gewesen sein.