Inmitten der Regierungskrise im Libanon hat der französische Präsident Emmanuel Macron am Samstag den zurückgetretenen Regierungschef Saad Hariri empfangen. Geplant war ein gemeinsames Mittagessen im Elysee-Palast, zu dem später auch Hariris Familie hinzustoßen sollte. Der Libanese war zuvor aus Saudi-Arabien kommend in Paris eingetroffen.
Von Saudi-Arabien aus hatte Hariri am 4. November seinen Rücktritt angekündigt. Als Grund nannte er wachsenden Druck der vom Iran unterstützten Hisbollah-Miliz. Die libanesische Staatsführung wirft dagegen Saudi-Arabien vor, Hariri festzuhalten. Saudi-Arabien und der Iran ringen seit Jahren um Einfluss in der Region.
Macron hatte Hariri nach Paris eingeladen, weil er nach eigenen Worten auf eine Entspannung in dem Konflikt hofft. Es gehe jedoch nicht um ein "Exil" für den 47-Jährigen Regierungschef, betonte Macron. Frankreich war bis 1943 Schutzmacht des Libanon, danach wurde das Land unabhängig.
Libanesische Medien hatten zuvor berichtet, dass zwei weitere Kinder Hariris nicht mit ihm aus Saudi-Arabien angereist seien. Sie beriefen sich dabei auf Mitarbeiter des Ministerpräsidenten. Einige Beobachter hatten befürchtet, dass Hariri von Saudi-Arabien erpressbar sei, sollten seine Kinder in dem Königreich bleiben.
Zwischen dem saudischen Königreich und Deutschland kam es unterdessen zum Eklat wegen kritischer Äußerungen des deutschen Außenministers Sigmar Gabriel. Riad rief seinen Botschafter aus Berlin zu Konsultationen zurück und kündigte eine Protestnote an - das Auswärtige Amt verteidigte sein Vorgehen in der Region jedoch.
Als Reaktion auf die saudi-arabische Kritik an Berlin teilte das Auswärtige Amt am Samstag mit: "Wir haben angesichts der aktuellen Lage große Sorge über die Stabilität in der Region und rufen alle Seiten zum Abbau der Spannungen auf." Dies offen anzusprechen, sei "unter engen internationalen Partnern möglich und selbstverständlich". "Wir richten unsere Botschaft an alle Akteure der Region."
Gabriel hatte am Donnerstag unter anderem angesichts der Spekulationen über Hariri gefordert, "dass gemeinsam aus Europa das Signal kommen muss, dass wir das Abenteurertum, was sich in den letzten Monaten dort breitgemacht hat, nicht mehr bereit sind, einfach sprachlos hinzunehmen". Nach der humanitären Krise durch den Krieg im Jemen und dem Konflikt mit dem Golfemirat Katar sei mit der Art und Weise, "wie mit dem Libanon umgegangen wird", nun die Spitze erreicht.