Abgesetzte katalanische Regionalminister sind am Donnerstag zu einer Anhörungen vor dem spanischen Staatsgerichtshof erschienen. Der von der Zentralregierung in Madrid entmachtete Regionalpräsident Carles Puigdemont kam dagegen nicht. Puigdemont, der sich zuletzt in Brüssel aufhielt, hatte bereits im Vorfeld klargestellt, er werde nicht nach Madrid reisen. Ihm droht jetzt ein internationaler Haftbefehl.
Eine Richterin des für besonders schwere Straftaten zuständigen Staatsgerichtshofs - der Audiencia Nacional - hatte am vergangenen Dienstag Puigdemont und 13 Mitglieder seiner Regierung vorgeladen. Die Staatsanwaltschaft wirft ihnen Rebellion, Aufruhr und die Veruntreuung öffentlicher Mittel vor. Nach der Anhörung könnte die Richterin Anklage erheben.
Für Überraschung sorgte das Erscheinen der früheren katalanischen Ministerin für Institutionelle Beziehungen, Meritxell Borras, die bis zuletzt mit Puigdemont und weiteren drei ehemaligen Regionalministern in Brüssel gewesen war. Nicht gesehen wurde vorerst in Madrid der frühere katalanische Minister Lluis Puig, der nicht nach Brüssel ausgereist war.
Parallel zu der Anhörung vor dem Staatsgericht finden am Donnerstag und Freitag auch Anhörungen vor dem Obersten Gericht in Madrid statt. Dort sollen die Ex-Präsidentin des katalanischen Parlaments, Carme Forcadell, und vier weitere Ex-Abgeordnete des katalanischen Parlaments aussagen.
Das katalanische Regionalparlament in Barcelona hatte am vergangenen Freitag die Unabhängigkeit der Region im Nordosten Spaniens ausgerufen. Die spanische Zentralregierung setzte daraufhin die Regionalregierung ab und löste das Regionalparlament auf. Für den 21. Dezember ist eine Neuwahl in der nordostspanischen Region angesetzt.