Die "Welt am Sonntag" berichtet, dass sich die Europäische Union nach jahrelanger Zurückhaltung dazu entschlossen habe, den Druck auf jene Staaten deutlich zu erhöhen, die abgelehnte Asylwerber nicht zurücknehmen. Auf Anfrage der "Welt am Sonntag" habe die EU-Kommission bestätigt, dass Bangladesch das erste Land sei, bei dem dieser "Visumhebel" erfolgreich angewandt worden sei. Als Folge davon habe Bangladesch die Einhaltung der Standardverfahren bei Rückführungen akzeptiert.
Im Frühjahr 2017 sei dieser asiatische Staat das Hauptherkunftsland von Migranten gewesen, die von Libyen über das MIttelmeer nach Italien kamen. Viele reisten offenbar weiter nach Deutschland.
Verhandlungen mit weiteren Staaten, etwa aus Afrika, würden laufen, berichtet die "Welt am Sonntag". Ihnen werde in Gesprächen deutlich gemacht, dass die Eliten des jeweiligen Landes Verzögerungen und Schwierigkeiten beim Beantragen von Visa zu befürchten hätten.
Beispiel Bangladesch belegt Wirkung
Der deutsche Bundesinnenminister Thomas de Maizière begrüßt laut "Welt am Sonntag" das Vorgehen der EU. Das Beispiel Bangladesch belege die Wirkung.
21.503 Menschen aus Bangladesch sind im Jahr 2016 geflohen und haben einen Asylantrag in anderen Ländern gestellt. Nach Deutschland flohen insgesamt 2.593 Menschen aus Bangladesch. Mit 73 positiven Entscheiden wurden nur 12,31 Prozent aller Neuanträge angenommen.
In Österreich ist die ""Erfolgsquote" höher: 290 Flüchtlinge aus Bangladesch stellten im Jahr 2016 einen Asylantrag, 38 Anträge wurden 2016 positiv erledigt, 46 abgelehnt. Der Anteil der Flüchtlinge aus Bangladesch ist allerdings ein sehr kleiner bei gut 40.0000 Asylwerbern im Jahr 2016 gesamt. Auch heuer kamen bisher erst 117 Flüchtlinge aus Bangladesch nach Österreich.
Flüchtlingszahlen gingen zurück
Die Zahl der Flüchtlinge nach Österreich insgesamt ist indes weiter zurück gegangen. In den ersten neun Monaten des Jahres 2017 stellten insgesamt 19.073 Personen einen Asylantrag, 60 Prozent davon männlich, 40 Prozent weiblich. Weitere 305 Flüchtlinge wurden in den ersten neun Monaten des Jahres 2017 über das Resettlement-Programm nach Österreich umverteilt.
Die meisten Flüchtlinge (5.939 bis September 2017) kommen aus Syrien, ihnen wird in aller Regel auch Asyl zuerkannt. Am zweitmeisten (2.953) kommen aus Afghanistan, hier wurde zuletzt nur noch in 43 Prozent der Fälle ein positiver Asylbescheid ausgestellt, obwohl sich die Sicherheitslage wieder verschlechtert hat. Nach Afghanistan wurde zuletzt von EU-Staaten auch wieder vermehrt abgeschoben, was Amnesty International aufgrund der Bedrohungslage als "illegal" bezeichnet hatte.
Kaum Chancen für Pakistani und Nigerianer
Auch Flüchtlinge aus Pakistan und Nigeria (mit jeweils rund 1.100 Anträgen bis September) auf Platz 3 und 4 der Asylantragsstatistik) und aus der Ukraine haben in Österreich kaum Chancen auf Asyl - nur ein Prozent der Anträge wird positiv beschieden.
Bei den Rückführungen wird mittlerweile eine härtere Gangart eingeschlagen. Im ersten Halbjahr 2017 wurden laut Innenministerium um zehn Prozent mehr Rückführungen vorgenommen als im Vergleichszeitraum 2016. Allerdings: Nur rund 40 Prozent der 5858 abgelehnten Rückführer gingen freiwillig - weniger als in den vergangenen Jahren. Die Wirkung von Maßnahmen wie den 1000 Euro für die ersten 1000 freiwilligen Rückkehrer scheint wegen der Fristenläufe erst im Herbst sichtbar zu werden.