Russland zieht den Bericht von UNO-Experten zu dem verheerenden Giftgasangriff auf die syrische Stadt Khan Sheikhoun am 4. April mit mehr als 80 Toten in Zweifel. Der sogenannte Joint Investigative Mechanism (JIM) macht die syrische Regierung für die Attacke verantwortlich. Dagegen sagte der russische Vizeaußenminister Sergej Rjabkow, in dem Bericht passe vieles nicht zusammen.
Es gebe "logische Fehler, dubiose Zeugen und unbestätigte Beweise", sagte er am Freitag in Moskau der Agentur Interfax zufolge. Russland als Verbündeter der syrischen Regierung sieht die Schuld bei der Opposition. Vor allem ist Moskau verärgert über die USA, die als Vergeltung für die Chemie-Attacke am 7. Mai eine syrische Luftwaffenbasis beschossen haben.
Rjabkow nannte die Untersuchung des JIM voreingenommen. Moskau werde bald eigene Vorschläge machen, "um diese Arbeit zu normalisieren, um sie vor Spekulationen zu schützen", sagte er. JIM ist das gemeinsame Untersuchungsteam der Vereinten Nationen und der Organisation für das Verbot von Chemiewaffen (OPCW) mit Sitz in Den Haag.
In einem weiteren aktuellen UNO-Bericht wird vermutet, dass Syrien im Kampf gegen Aufständische womöglich Verbrechen gegen die Menschlichkeit begeht. "Ich erinnere alle Seiten daran, dass das absichtliche Aushungern von Zivilisten als Mittel der Kriegsführung die internationalen humanitären Gesetze verletzt und ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit und/oder ein Kriegsverbrechen sein könnte", teilte der UN-Hochkommissar für Menschenrechte, Said Raad al-Hussein, am Freitag in Genf mit.
Er bezog sich auf die verheerende Situation der mindestens 350.000 Menschen der Region Ost-Ghouta östlich von Damaskus, die seit vier Jahren von Regierungstruppen belagert wird. Zwischen Jänner und September habe die Regierung drei Viertel aller Gesuche, die eingeschlossenen Menschen mit humanitärer Hilfe zu versorgen, abgelehnt. Zuletzt erreichte Ende September ein UNO-Konvoi das Gebiet. Al-Hussein verwies auf Bilder schwer unterernährter Kinder aus dem Gebiet. Er sprach von einer "Schandtat". In Ost-Ghouta behinderten aber auch Aufständische die Arbeit humanitärer Helfer.