Zwei Wochen, nachdem in dem westafrikanischen Land amerikanische Soldaten und Soldaten aus dem Niger in einen Hinterhalt geraten waren, sind immer noch viele Fragen zu dem Vorfall ungeklärt.
Mehrere Senatoren forderten am Donnerstag Aufklärung vom Weißen Haus. Die Regierung verteidigte ihre Informationspolitik und hielt sich zu dem Einsatz bedeckt. Der Tod der Soldaten werde untersucht, sagte Verteidigungsminister James Mattis.
Hinterhalt
Mehrere US-Soldaten waren am 4. Oktober gemeinsam mit einer Einheit aus dem Niger in einer abgelegenen Gegend unterwegs. Die Gruppe befand sich rund 200 Kilometer nördlich der Hauptstadt Niamey nahe der Grenze zu Mali, als sie in einen Hinterhalt geriet. Rund 50 Angreifer näherten sich ihnen in Autos und auf Motorrädern. Sie eröffneten das Feuer. Die Fahrzeuge des Konvois waren nicht gepanzert. Vier amerikanische und fünf nigrische Soldaten starben. Die USA machen einen Ableger der Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) für die Tat verantwortlich.
Präsident Donald Trump steht wegen seines Umgangs mit dem Vorfall stark unter Beschuss. Er hatte fast zwei Wochen lang gebraucht, bis er sich dazu äußerte. Als er bei einer Pressekonferenz am Montag danach gefragt wurde, warf er seinen Amtsvorgängern vor, sie hätten nie oder nur selten bei Hinterbliebenen von Gefallenen angerufen. Er habe dies dagegen in allen Fällen getan. Beides stimmte nicht.
Vorwurf der Respektlosigkeit
Nachdem der Präsident die Familien der Getöteten am Dienstag angerufen hatte, sorgten vermeintliche Details aus den Gesprächen für Wirbel. Eine Angehörige warf dem Präsidenten vor, er habe sich respektlos verhalten.
Die demokratische Kongressabgeordnete Frederica S. Wilson erklärte, der Vorfall habe das Potenzial, zu "Trumps Benghazi" zu werden. Der Name der libyschen Hafenstadt ist in den USA untrennbar verbunden mit dem Attentat auf das dortige US-Konsulat im September 2012, bei dem vier Menschen getötet wurden. Viele Republikaner lasteten den Angriff der damaligen Außenministerin Hillary Clinton an und kritisierten ihr Krisenmanagement scharf. Auch Trump befeuerte damit immer wieder den Wahlkampf gegen seine demokratische Konkurrentin.
Vielen offene Fragen
Aber nicht nur der Umgang des Präsidenten mit dem tödlichen Einsatz im Niger sorgt in den USA für Wirbel; auch die vielen offenen Fragen beschäftigen amerikanische Medien seit Tagen. Unklar ist etwa, warum die Soldaten von den Angreifern überrascht werden konnten. Verteidigungsminister Mattis sagte am Donnerstag, eine Attacke habe als unwahrscheinlich gegolten.
Spekulationen gibt es in dem Fall auch darüber, warum einer der getöteten US-Soldaten erst nach zwei Tagen gefunden wurde. Mattis wehrte sich gegen die Darstellung, der 25-Jährige sei im Stich gelassen worden. Das US-Militär lasse seine Soldaten nicht zurück, sagte der Verteidigungsminister.
"Wir haben ihn nicht zurückgelassen"
Pentagon-Sprecherin Dana White erklärte später, der Soldat sei von den anderen getrennt worden. Der Direktor des Generalstabs, Kenneth F. McKenzie, sagte, amerikanische, nigrische und französische Kräfte hätten nach ihm gesucht. "Wir haben ihn nicht zurückgelassen, wir haben nach ihm gesucht, bis wir ihn gefunden haben. Und wir haben ihn nach Hause gebracht."
Im Kongress mehrte sich Kritik an der Informationspolitik der Regierung. Der Demokrat Richard Blumenthal sagte, die Verschwiegenheit der Administration sei besorgniserregend. Der republikanische Senator Bob Corker erklärte, was man bisher an Informationen bekommen habe, reiche nicht aus. Sein Parteikollege John McCain drohte gar damit, die Regierung notfalls per Anordnung dazu zu zwingen, die Details des Einsatzes offenzulegen. Der Verteidigungsausschuss des Senats werde möglicherweise eine eigene Untersuchung einleiten, erklärte er. McCain ist dessen Vorsitzender.
Offene Fragen
Pentagon-Chef Mattis wies solche Vorwürfe zurück und verwies auf die laufende Untersuchung. "Wir haben noch nicht alle genauen Informationen dazu. Wir werden sie rasch veröffentlichen, sobald wir sie haben", versicherte er.
Der Vorfall erregte auch deshalb große Aufmerksamkeit, weil über die Einsätze des US-Militärs in Afrika relativ wenig in die Öffentlichkeit dringt. Manche Medien sprechen von einem Schattenkrieg.