Iraks Ex-Präsident Jalal Talabani ist tot. Der kurdische Politiker starb am Dienstag im Alter von 83 Jahren in einem Krankenhaus in Deutschland, wie Vertreter seiner Patriotischen Union Kurdistans (PUK) mitteilten. Talabani, der sich als Staatspräsident von 2005 bis 2014 für die Versöhnung der Volksgruppen eingesetzt hatte, litt seit Jahren unter Gesundheitsproblemen.
Talabanis Tod ereignete sich eine Woche nach einem umstrittenen Unabhängigkeitsreferendum der Kurden im Nordirak. Der Präsident der kurdischen Autonomieregion, Massoud Barzani, hatte sich damit über Warnungen der Zentralregierung in Bagdad hinweggesetzt. Unterstützung fand der Vorsitzende der Demokratischen Partei Kurdistans (DPK) bei dem Volksentscheid auch bei Talabanis PUK.
Der im November 1933 in einem Bergdorf im Nordirak geborene Kurdenführer war ein entschiedener Befürworter der kurdischen Unabhängigkeit und ein erklärter Gegner des langjährigen irakischen Diktators Saddam Hussein. Nach dessen Sturz infolge einer US-Invasion wurde Talabani 2005 zum Präsidenten ernannt. Bei der ersten Präsidentenwahl 2006 wurde er im Amt bestätigt und 2010 für eine zweite Amtszeit gewählt.
Der studierte Jurist Talabani galt als gewiefter Taktiker. Im Jahr 1964 hatte er sich im Streit von der DPK getrennt und mit der PUK seine eigene Partei gegründet. In den 90er-Jahren lieferten sich die beiden Parteien einen blutigen Bruderkrieg im Nordirak, bevor sich Talabanis Partei 2002 mit dem DPK-Führer Barzani versöhnten und ein Wahlbündnis schloss.