Sieben Parteien haben es in den neuen deutschen Bundestag geschafft. Er wird mit 709 Abgeordneten der größte in der Geschichte der Bundesrepublik sein. Von 1998 bis 2002 saßen 672 Politiker im Parlament, in der abgelaufenen Legislaturperiode waren es 631.
Durch Überhang- und Ausgleichsmandate haben es 78 Abgeordnete mehr ins Parlament geschafft als 2013. Das sind 111 mehr als die "Normalgröße" des Parlaments. Größter Profiteur davon ist die CDU, die 36 Überhangs- und Ausgleichsmandate auf sich vereinigt. Trotz des vergrößerten Bundestags büßt sie aber unter dem Strich 55 Mandate ein. Die SPD verliert 40 Mandate, obwohl sie 22 Überhang- und Ausgleichsmandate bekommt. 15 gehen an die FDP, elf an die AfD und je zehn an Linke und Grüne. Die CSU erhält sieben Überhangmandate, die alle an ihre direkt gewählten Abgeordneten gehen.
Die FDP ist die einzige der künftigen Bundestags-Parteien, die kein einziges Direktmandat errungen hat. Die Grünen verteidigten den Wahlkreis Berlin-Friedrichshain - Kreuzberg, den zuletzt viermal Hans-Christian Ströbele gewonnen hatte, auch mit der neuen Kandidatin Canan Bayram. Die AfD rang der CDU in Sachsen drei Direktmandate ab. Eines davon ging an die Co-Vorsitzende Frauke Petry, die der Bundestags-Fraktion der Partei aber nicht angehören will. Ein Wahlkreis in Sachsen (Leipzig II) und vier in Berlin gingen an die Linke, einer mehr als bisher. Gregor Gysi lag in Berlin-Treptow - Köpenick mit 39,9 Prozent mehr als 14 Prozentpunkte vor dem Zweitstimmen-Ergebnis seiner Partei (25,2). Insgesamt büßte die CDU sechs Direktmandate ein, die SPD gewann eines dazu. Die CSU gewann ein Direktmandat mehr, weil in Bayern ein neuer Wahlkreis geschaffen wurde.
Die Parteien stellen unterdessen personell und taktisch die Weichen. Andrea Nahles schreibt in der SPD Geschichte. Die 47-Jährige soll als erste Frau die im Bundestag auf 153 Abgeordnete geschrumpfte Fraktion der Sozialdemokraten anführen. Die dem linken Flügel zugerechnete, aber pragmatisch orientierte Rheinland-Pfälzerin wird damit auch Oppositionsführerin, sollte es ein Regierungsbündnis aus Union, FDP und Grünen geben. So zumindest schlug Parteichef Martin Schulz es am Montag im Präsidium vor. Nahles machte nach Angaben von Teilnehmern wie zuvor Schulz klar: Es werde keine Große Koalition geben.
Trotz dieser Absage will allerdings CDU-Chefin Angela Merkel Kontakt zu den Sozialdemokraten aufnehmen. CDU und CSU wollten "das Gespräch suchen mit der FDP und den Grünen, aber auch mit der SPD", sagte Merkel am Montag nach den Gremiensitzungen ihrer Partei. Sie habe die Absage der Sozialdemokraten zwar vernommen, dennoch "sollte man im Gesprächskontakt bleiben", sagte sie.
Der deutsche Liberalenchef Christian Lindner hält den Eintritt seiner Partei in eine Jamaika-Koalition mit Union und Grünen nur bei einem spürbaren Politikwechsel in Deutschland für möglich. "Wir wollen die Richtung der Politik verändern", sagte Lindner, der nun vorerst FDP-Fraktionschef werden soll, am Montag in Berlin. Lindner signalisierte Gesprächsbereitschaft für eine Jamaika-Koalition. Die Liberalen seien "selbstverständlich bereit zur Übernahme von Verantwortung".