Der CSU-Chef und bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer hat im Parteivorstand die traditionelle Fraktionsgemeinschaft mit der CDU zur Debatte gestellt. Seehofer wollte damit in Frage stellen, ob CDU und CSU auch im neuen Bundestag eine Fraktionsgemeinschaft bilden, hieß es am Tag nach der Bundestagswahl aus Kreisen der Teilnehmer des Parteipräsidiums in München. Nach Worten aus der Parteispitze ließ Seehofer den Vorstand der Christsozialen Union nach einer offenen Debatte über den künftigen Umgang mit der Schwesterpartei abstimmen. Nach Angaben von Teilnehmern stimmt der Vorstand am Ende über die Bildung einer gemeinsamen Fraktion auch im neuen Bundestag.

Wie schwierig das Verhältnis innerhalb der Union derzeit ist, zeigte sich schon am Wahlabend bei der CSU in München. Seehofer sprach von seinen Parteianhängern davon, dass das Ergebnis "eine herbe Enttäuschung" sei. Attackierte dann aber auch die CDU in Berlin: Man habe eine „eine Flanke auf der rechten Seite gelassen". Diese offene Flanke müsse man nun schließen, "mit klarer Kante.“ Damit forderte der CSU-Vorsitzende der bayrischen Schwesterpartei der CDU einen Rechtsruck der gesamten Union. Es ist in seinem eigenen Intresse, denn im kommenden Herbst wird in Bayern ein neuer Landtag gewählt. De Attacke dürfte also eine Portion Selbstschutz sein.

Am Sonntagabend forderte Seehofer seine Kollegen in der Union allerdings noch auf, "menschlich anständig" miteinander umzugehen. Dies allerdings wurde von anderen CDU-Mitliedern am Abend aus Berlin damit kommentiert, dass Seehofer offensichtlich versuche, seinen "Kopf zu retten". Hessens Miniterpräsident Volker Bouffier sagte: „Wir sind nicht gut beraten, alles wegzuschmeißen, was bis gestern galt“. Und Kanzleramtsminister Peter Altmaier mahnt: „Wir sind nun gemeinsam stark.“

Seehofer will aber keine persönlichen Konsequenzen aus der historischen Wahlniederlage seiner Partei bei der Bundestagswahl ziehen. "Wenn jemand das anders will, dann soll er das sagen", sagte Seehofer vor der CSU-Vorstandssitzung. Die CSU hatte in Bayern im Vergleich zur Bundestagswahl 2013 zehneinhalb Prozentpunkte verloren und war auf 38,8 Prozent abgerutscht. Für die Christsozialen ist dies das schlechteste Ergebnis seit 1949. Seehofer sagte noch am Wahlabend, dies sei eine "herbe Enttäuschung". In der CDU-Zentrale in Berlin, dem Konrad-Andenauer-Haus, wurde Seehofer für einen Großteil des Stimmrückgangs für die Union verantwortlich gemacht.