Der Wahltag in Bildern:

Die Meinungsumfragen sind seit Monaten recht stabil. Wenn die Deutschen heute ein neues Parlament wählen, dann dürften die Christdemokraten von Bundeskanzlerin Angela Merkel gemeinsam mit den nur in Bayern antretenden Christsozialen wieder die mit Abstand stärkste Fraktion werden. Europa und die Welt stellen sich schon auf weitere vier Jahre mit der am längsten amtierenden Regierungschefin des Westens ein.

17:00 Uhr: Bevor wir in Kürze die aktuellen Zahlen bekommen, ein Blick zurück: Vor vier Jahren kam die Union auf 41, 5 Prozent, für die SPD stimmten 25,7 Prozent, Die Linke belegte mit 8,6 Prozent Platz drei, und die Grünen erhielten 8,4 Prozent der Stimmen. Die FDP und AfD schafften den Einzug in den Bundestag nicht.

Um 18 Uhr gibt es zuerst die Prognose: Wenn die Wahllokale schließen, wird ein erster Trend mit der Prognose verbreitet. Sie basiert auf einer Umfrage, in der Wähler in repräsentativ ausgewählten Stimmbezirken kurz nach ihrem Besuch im Wahllokal ihr Kreuz ein zweites Mal machen.

Danach gibt es die Hochrechnung: Kurz nach Schließung der Wahllokale berücksichtigen sie ausschließlich Wahlergebnisse. Die Meinungsforscher rechnen dafür erste ausgezählte Teilmengen auf die Wähler insgesamt hoch.

Erst wenn der letzte Wahlbezirk ausgezählt ist, stellt der jeweils zuständige Wahlleiter am Wahlabend ein vorläufiges amtliches Ergebnis fest. Das endgültige amtliche Ergebnis kommt Tage oder Wochen später.

16:37 Uhr: Auf einiges gefasst machen darf man sich bei der ZDF-Heute-Show: Ab 18 Uhr,also ab dem Eintrudeln der ersten Ergebnisse, wird auf der Comedy-Seite live kommentiert. In Feierlaune sind die Kabarettisten bei jedem Ergebnis:

16:27 Uhr: Martin Schulz hofft bis zuletzt, aber Außenminister Sigmar Gabriel hat schon gemeint: "Es sieht nicht gut aus." Die Grünen drohen im Tauziehen zwischen Regierung und rechter Opposition aufgerieben zu werden. Für eine Regierungsbildung nach der Wahl erwarteten Meinungsforscher zuletzt nur Mehrheiten für eine erneute Große Koalition von CDU/CSU und SPD oder ein Jamaika-Bündnis aus CDU/CSU, FDP und Grünen. 

15:58 Uhr: Kuriosum am Rande: Armin Wolf platzierte ein Dementi zur deutschen Wahl auf Twitter: I war's net...

15:53 Uhr: Noch zwei Stunden Zeit, zu wählen. Bundeswahleiter Dieter Sarreither hat indes erste Zahlen zur Wahlbeteiligung veröffentlicht. Demnach lag die Wahlbeteiligung bis 14 Uhr bundesweit bei 41,1 Prozent, etwas unter der Beteiligung im Jahr 2013 bis um diese Tageszeit.

15:45 Uhr: Ganz Deutschland schaut gespannt auf das Abschneiden der AfD. Im Wahlkampf hatte die Rechtspartei bisher ungewohnte Akzente auch über die sozialen Medien gesetzt, über eine eigene Website war Angela Merkel als "Eidbrecherin" verunglimpft worden. Jüngste Umfragen hatten die Partei bei rund 11 Prozent gesehen. AfD-Postings in den letzten Stunden vor und während der Wahl hatten für Aufsehen gesorgt, weil ihre Verbreitung offenbar durch russische Hacker unterstützt wurde. Sowohl AfD, als auch FDP und Linke waren Chancen zugebilligt worden, als drittstärkste Parteiaus der Wahl hervorzugehen. Für die vermutliche Wahlgewinnerin Angela Merkel (CDU) ist nicht nur das eigene Abschneiden entscheidend, sondern auch, mit wem sich nach der Wahl eine Koalition ausgeht.

15:38 Uhr: Warten auf Wähler - zuweilen eine echt mühsame Angelegenheit...

15:16 Uhr: Das Nachrichtenportal Buzzfeed verbreitete eine Hintergrundgeschichte zu den "Bots", die die AfD unterstützen. Buzzfeed bekam einen direkten Kontakt zu einem der russischen Hacker und führte ein Gespräch mit ihm. Die Arbeit der Bot-Fabrik sei für die Partei kostenlos, da man „gemeinsame Interessen“ teile.

15:12 Uhr: Noch knapp drei Stunden bis zum Wahlschluss - und bis zu den ersten Hochrechnungen.

14:52 Uhr: Zahlreiche Prominente riefen die Deutschen gestern noch zur Wahl auf und gaben zum Teil auch Wahlempfehlungen ab. So auch ZDF-Anchorman Claus Kleber:

"Wählt Otto" lautet hingegen die Empfehlung von Otto Waalkes:

14:28 Uhr: Wählen in Berlin Mitte: Selbst die Kanzlerin muss ihren Ausweis vorzeigen. Gatte Joachim Sauer hat sie mit dem Schirm bis zum Wahllokal begleitet.

13:57 Uhr: Die Zeit Online berichtet, dass die Appelle, zur Wahl zu gehen, offenbar gefruchtet haben: Zumindest deute sich in mehreren Großstädten wie München, Hamburg oder Frankfurt im Vergleich zur Bundestagswahl 2013 eine höhere Beteiligung an. Es ergab sich vorerst allerdings noch kein einheitlicher Trend. Der Bundeswahlleiter will gegen 15.30 Uhr erste nationale Zahlen zur Wahlbeteiligung veröffentlichen. Vor vier Jahren lag die Beteiligung bei der Wahl des Bundestages deutschlandweit bei 71,5 Prozent, nur wenig mehr als das Allzeittief von 70,8 Prozent im Jahr 2009. 

13:40 Uhr: Die AfD spaltet jedenfalls die Gemüter. Viele fürchten, dass die rechte, fremdenfeindliche Partei viele Stimmen abräumt. Die einen verleihen ihrem Protest auf sarkastische Weise Ausdruck:


Die anderen erheben ernst ihre mahnende Stimme:

13:35 Uhr: Auf den Wahlausgang wird diese Attacke vermutlich keinen Einfluss mehr haben.

13:20 Uhr: Jetzt wurden offenbar doch noch Russen aktiv. Die AfD postete vor und während der Wahl, dass am Abend wohl massenhaft Stimmzettel für die AfD vernichtet würden. Auffallend sei, so die Zeitung "Bild", dass Posts mit dem Hashtag "Wahlbetrug" sich zuletzt vervielfacht hätten und offenbar von AfD-nahen Accounts kommen. Gleichzeitig sei die Zahl AfD-freundlicher Tweets explodiert, und eine Vielzahl davon stamme von Accounts, die aus Russland kommen.

Der britische Bot-Beobachter Ben Nimmo registrierte die wundersame Tweet-Vermehrung, die nur auf Bots, also von Maschinen produzierte und vervielfachte Meldungen in den sozialen Netzen zurückgeführt werden könne.

12:48: Uhr: Einen Sieger hat der heutige Tag in Berlin bereits gebracht: Eliud Kipchoge aus Kenia gewann den Berlin-Marathon.

12:17 Uhr: "Langweilig", "Schlafwagen" und "Schönwetterphrasen" - es wird viel geschimpft auf den Wahlkampf 2017 in Deutschland. Ein paar denkwürdige Sätze fielen aber doch. Zum Beispiel:  "Wenn Sie was Ordentliches gelernt haben, dann brauchen Sie keine drei Minijobs." (CDU-Generalsekretär Peter Tauber löst 3. Juli auf Twitter einen Sturm der Empörung aus).

Oder: "Hier sind alle roten Linien überschritten, und deshalb kann dieses Land nicht mehr Mitglied der EU werden." (SPD-Spitzenkandidat Martin Schulz kündigt im TV-Duell am 3. September an, die Beitrittsverhandlungen der Türkei mit der EU abbrechen zu wollen) 

Oder: "Mit der CDU scheint der Endpunkt der Entwicklung des Automobils die Sitzheizung zu sein." (Grünen-Spitzenkandidat Cem Özdemir beim Gillamoos-Volksfest am 4. September) 

Oder: "Ich habe jetzt wenigstens verstanden, wieso das in den Stadien Bandenwerbung heißt." (Linken-Spitzenkandidat Dietmar Bartsch am 5. September im Bundestag zu den Betrugsskandalen in der Wirtschaft)

Oder: "Ich strebe an, Bundeskanzler zu werden. Und wenn Frau Merkel in mein Kabinett eintreten will, kann sie das gerne als Vizekanzlerin tun." (Martin Schulz am 11. September in Berlin) 

"Ich möchte sie nicht. Ich halte sie auch nicht für praktikabel. Garantiert." (Bundeskanzlerin Angela Merkel in der ARD-"Wahlarena" vom 11. September über das Streitthema Obergrenze für Flüchtlinge)

11:35 Uhr: "Putins Hacker blieben fern" titelt die Süddeutsche erleichtert - eine weitere große Sorge vor dieser Wahl war, dass, ähnlich wie in den USA, fremde Mächte Einfluss auf den Urnengang nehmen. Die Sorge war unbegründet - vielleicht auch deshalb, weil der Wahlausgang so eindeutig scheint, dass gezieltes Campaigning gegen Kanzlerin Angela Merkel aussichtslos schien.

11:30 Uhr: Der deutsche Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier rief in der "Bild am Sonntag" alle Deutschen auf, wählen zu gehen: "Wahlrecht ist Bürgerrecht. Für mich ist es in einer Demokratie vornehmste Bürgerpflicht. Gehen Sie zur Wahl", schrieb er. Die größte Angst der großen Parteien ist es, dass viele nciht zur Wahl gehen und kleinere Parteien wie die rechte AfD übeproportional viele Stimmen bekommen.

11:28: Uhr: Die CDU-Spitzenkandidatin, Bundeskanzlerin Angela Merkel, lässt sich Zeit. Sie wird erst am Nachmittag wählen.

11:00 Uhr: Die Wahl hat am frühen Morgen begonnen, einer der ersten der seine Stimme abgab, war SPD-Spitzenkandidat Martin Schulz. Was immer der Wahlabend bringt: In der Früh war ihm noch nach Witzeln zu Mute: "Das ist die entscheidende Stimme" meinte er, als er den Stimmzettel in seiner Heimatstadt Würselen in die Urne einwarf.

SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz, der Anfang des Jahres als großer Hoffnungsträger der Sozialdemokraten gestartet war, ist den Umfragen zufolge chancenlos. Mit 22 Prozent hinkt die SPD der CDU/CSU mit 36 Prozent hoffnungslos hinterher. Von einer absoluten Mehrheit ist aber auch Merkel weit entfernt. Spannend wird daher die Frage, von was für einer Koalition Europas größte Volkswirtschaft künftig regiert wird.

Nach den Umfragen werden neben Christ- und Sozialdemokraten vier weitere Parteien im Bundestag vertreten sein. Erstmals seit den 50er Jahren dürfte eine deutlich rechts der CDU/CSU stehende Partei dort Platz nehmen: Die 2013 gegründete AfD (Alternative für Deutschland) mit Spitzenkandidatin Alice Weidel, die vor vier Jahren knapp an der Fünf-Prozent-Hürde gescheitert war, kommt jetzt in Umfragen auf 11,0 Prozent und könnte sogar drittstärkste Kraft werden.

Ziemlich gleichauf liegt die Partei Die Linke mit Spitzenkandidatin Sarah Wagenknecht, die aus der früheren DDR-Staatspartei SED und westdeutschen linken Gruppen entstanden ist. Sie kommt auf 10 bis 11 Prozent. Die Liberalen (FDP) mit Spitzenkandidat Christian Lindner, die 2013 zum ersten Mal die Fünf-Prozent-Marke verfehlt hatten, dürften mit 9,0 Prozent sicher ins nationale Parlament zurückkehren. Kleinste Fraktion würden die Grünen mit 7,0 bis 8,0 Prozent. Spitzenkandidatin ist Katrin Göring-Eckardt.

Seit 2013 wird Deutschland, wie schon von 2005 bis 2009, von einer Großen Koalition aus CDU/CSU und SPD regiert. Eine Fortsetzung von "Schwarz-Rot" ist nicht völlig ausgeschlossen, wird aber von beiden Seiten eigentlich nicht gewünscht. "Zwischen CDU und uns liegt programmatisch der Atlantikgraben", sagte Schulz kürzlich in einem Interview des Nachrichtenmagazins "Der Spiegel".

Trotz ideologischer Gegensätze hat die Zusammenarbeit zwischen "Schwarz" und "Rot" recht gut funktioniert - nachdem sich CDU, CSU und SPD in langen Verhandlungen auf einen dicken Koalitionsvertrag geeinigt hatten, in dem genau festgelegt wurde, was gemeinsam umgesetzt werden sollte. Die SPD konnte unter anderem den gesetzlichen Mindestlohn und die Pension mit 63 für langjährige Beschäftigte durchsetzen. Doch bei einer erneuten Wahlniederlage dürfte die Parteibasis kaum einer Fortsetzung der "Groko" zustimmen.

Für eine "schwarz-gelbe" Koalition aus CDU/CSU und FDP, wie sie in Deutschland von 2009 bis 2013 und auch schon während der gesamten Amtszeit Helmut Kohls (1982-1998) regierte, dürfte es nach den Umfragen wohl nicht reichen. Deshalb kommt jetzt eine mögliche "Jamaika"-Koalition ins Spiel. So heißt in Deutschland - nach den Nationalfarben der Karibikinsel - ein Bündnis aus CDU/CSU (Schwarz), FDP (Gelb) und Grün. Seit der Landtagswahl im Mai regiert "Jamaika" im nördlichen Bundesland Schleswig-Holstein.

Schwarz-Gelb-Grün in Berlin zustande zu bringen, dürfte aber viel schwieriger sein als in Kiel. Die Grünen beispielsweise wollen ein schnelles Aus für den Verbrennungsmotor, die CSU will das auf keinen Fall. Grüne und FDP haben sich untereinander heftig attackiert. Erstere sehen in den Liberalen eine unsoziale Wirtschaftspartei, FDP-Politiker wiederum werfen den Ökologen "moralische Impertinenz" und Hang zur Rechthaberei vor. FDP-Vize Wolfgang Kubicki rechnet damit, dass bei den Grünen die Flügelkämpfe zwischen "Realos" und "Fundis" neu ausbrechen, falls sie schwächer als die FDP abschneiden.

Sollte es wider Erwarten doch eine Neuauflage von "Schwarz-Rot" geben, könnte die AfD größte Oppositionsfraktion werden. Das hieße, dass ihr der Vorsitz des wichtigen Haushaltsausschusses zustünde und dass ihr Fraktionschef als Oppositionsführer bei Debatten als erster nach der Kanzlerin reden dürfte. Die AfD will im Bundestag die Einsetzung eines Untersuchungsausschusses zu Merkels Flüchtlingspolitik beantragen.

Je näher der Wahltag rückte, desto lauter warnten die Politiker der etablierten Parteien vor der AfD, die ursprünglich als Eurokritiker-Partei gegründet wurde, in den vergangenen Jahren aber vor allem gegen Flüchtlinge mobil machte. Oft war der "Nazi"-Vorwurf zu hören - obwohl die Partei in Deutschland nicht als rechtsextremistisch eingestuft wird.

Der Publizist Roman Maria Koidl warnte aber, dass eine Kampagne gegen die AfD diese auch stärken könne. Wer jetzt sage, man dürfe auf keinen Fall die AfD wählen, könne "Trotzreaktionen" bei Wählern auslösen, die sich von Medien und Eliten bevormundet fühlten.