Die deutschen Grünen wollen im Falle eine Beteiligung an der künftigen Bundesregierung den Druck auf die Wirtschaft der Türkei deutlich erhöhen. "Wenn wir ab September regieren, dann gibt es eine Reisewarnung geben", sagte ihr Spitzenkandidat Cem Özdemir am Sonntag in Berlin vor dem kleinen Parteitag der Grünen.
Erst mit einer formellen Reisewarnung des Auswärtigen Amtes können Urlauber von gebuchten Reisen zurücktreten. Özdemir kündigte zudem an, mit den Grünen sollten die staatlichen Hermes-Kredite, mit denen Geschäfte deutscher Unternehmen mit Partnern in der Türkei abgesichert werden, ausgesetzt werden.
"Geiselnehmer" Erdogan
Der Spitzenkandidat nannte den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan einen "Geiselnehmer", der in der Türkei ein autoritäres Regime etablieren wolle. In der Türkei sind eine Reihe deutscher Staatsbürger festgenommen worden, denen die Sicherheitsbehörden die Unterstützung von Terroristen vorwerfen. Die Bundesregierung und Bürgerrechtsorganisationen kritisieren die Festnahmen als willkürlich. Zuletzt verweigerten türkische Behörden Vertretern des deutschen Konsulates den Besuch bei dem seit über 200 Tagen inhaftierten "Welt"-Korrespondenten Deniz Yücel.