Vor der US-Präsidentenwahl im Herbst 2016 wurden nach Angaben von Facebook offenbar Tausende Anzeigen mit politischen Botschaften aus Russland heraus in dem weltgrößten sozialen Netzwerk geschaltet. Viele seien von 470 "nicht authentischen" Accounts und Seiten aufgegeben worden, die inzwischen gesperrt seien, teilte Sicherheitschef Alex Stamos am Mittwoch mit.
Die Anzeigen im Wert von 100.000 Dollar (83.815,27 Euro) hätten nicht einen einzelnen Kandidaten unterstützt. Stattdessen seien vielfach polarisierende Standpunkte zu Bereichen wie Einwanderung, Rasse und Rechte von Homosexuellen thematisiert worden. Facebook arbeitet eigenen Angaben nach mit den US-Behörden zusammen, die eine mögliche russische Einflussnahme auf die Wahl untersuchen. Im Vorfeld der Bundestagswahl in Deutschland sei bisher keine solche Aktivität festgestellt worden, betonte Facebook.
Mit potenziellem politischen Bezug seien 2200 Anzeigen für rund 50.000 Dollar gekauft worden, gab Facebook weiter bekannt. Rund ein Viertel der Anzeigen war gezielt in bestimmten Regionen platziert worden. Welche Regionen das waren, wurde nicht mitgeteilt. Der Rechtspopulist Donald Trump hatte gezielt Werbung in einigen US-Staaten gemacht, die bisher Hochburgen der Demokraten waren. Trumps Siege in Pennsylvania, Michigan und Wisconsin gaben den Ausschlag beim Urnengang.
Ellen Weintraub von der US-Wahlkommission erklärte, die Wähler verdienten Aufklärung darüber, woher die Anzeigen stammten. Es sei ungesetzlich, wenn Ausländer direkt oder indirekt Geld für US-Wahlen aufwenden würden. Einem Facebook-Mitarbeiter zufolge gebe es Verdingungen zwischen den Anzeigen und einer bekannten russischen "Troll-Fabrik" in St. Petersburg, die Kommentare in sozialen Medien veröffentliche.
Sonderermittler Robert Mueller prüft derzeit, ob es zwischen dem Wahlkampfteam von Präsident Donald Trump und der Regierung in Moskau geheime Absprachen gab und ob Russland Einfluss auf die Wahl im November nahm.
Facebook wurde vorgeworfen, während des Wahlkampfs zu wenig gegen die Manipulation öffentlicher Meinung durch gefälschte Nachrichten und Propaganda getan zu haben. Gründer und Chef Mark Zuckerberg bestritt, dass dies das Wahlergebnis beeinflusst habe. Zugleich verstärkte das Online-Netzwerk seitdem das Vorgehen gegen erfundene News und politische Einflussnahme durch gefälschte Accounts.