Drei Wochen vor der deutschen Bundestagswahl liefern sich Kanzlerin Angela Merkel und ihr SPD-Herausforderer Martin Schulz ihren ersten und einzigen direkten Schlagabtausch. Die in den Umfragen weit hinter der CDU/CSU liegende SPD erhofft sich von dem TV-Duell an diesem Sonntagabend (20.15 Uhr) eine Wende im Bundestagswahlkampf.
Die Sozialdemokraten setzen darauf, dass 40 Prozent der Wahlberechtigten nach Umfragen noch nicht wissen, welcher Partei sie am 24. September ihre Stimme geben sollen.
Migration, Außenpolitik, soziale Gerechtigkeit und Innere Sicherheit
Bei dem Fernsehduell werden die CDU-Vorsitzende Merkel und SPD-Kanzlerkandidat Schulz 90 Minuten lang ihre Positionen zu den Themen Migration, Außenpolitik, soziale Gerechtigkeit und Innere Sicherheit austauschen. Merkel und Schulz werden von vier Journalisten der Sender ARD, ZDF, RTL und Sat.1 befragt. Diese übertragen das TV-Duell auch live. Im Vorfeld hatten die SPD und Ex-ZDF-Chefredakteur Nikolaus Brender dem Kanzleramt vorgeworfen, die Bedingungen und Regeln für die Sendung diktiert zu haben. Die Sender hatten sich zudem ein zweites Duell gewünscht, was Merkel aber ablehnte.
Die SPD hat hohe Erwartungen an den Schlagabtausch und gab sich kurz davor demonstrativ zuversichtlich. "Wir werden am Sonntag eine Veränderung in den Umfragen bekommen", sagte SPD-Fraktionschef Thomas Oppermann am Freitag im ZDF-"Morgenmagazin" voraus. In einer Emnid-Umfrage im Auftrag der "Bild am Sonntag" gingen allerdings 52 Prozent der Befragten davon aus, dass das TV-Duell nur einen geringen Einfluss auf den Ausgang der Bundestagswahl haben wird. Lediglich 10 Prozent sahen einen "sehr starken" Einfluss, weitere 20 Prozent eine "eher starken" Einfluss.
Nach Darstellung von Reinhard Schlinkert, dem Generalbevollmächtigten des Meinungsforschungsinstituts Infratest dimap, gehen fast alle CDU-Anhänger (88 Prozent) davon aus, dass Merkel das Duell gewinnen wird. Bei den SPD-Anhängern seien es erheblich weniger, die auf einen Erfolg von Schulz setzen. Viele sähen in dem Duell aber auch die letzte Chance für Schulz, die SPD-Wähler auf seine Seite zu bringen. Das bedeute, Merkel gehe mit einer ziemlich hohen Erwartungshaltung ihrer Anhänger in das Duell. Sie müsse zeigen, dass sie dem gerecht werde. "Der Herausforderer hat die Chance zu überraschen", sagte Schlinkert.
Aus den anderen Parteien kommen zahlreiche Forderungen an die Adresse von Merkel und Schulz. So rief Linken-Chef Bernd Riexinger den SPD-Kandidaten auf, einer Fortsetzung der Regierung mit der Union eine klare Absage zu erteilen. "Wenn Martin Schulz noch eine Chance haben will, den Wind im Wahlkampf zu drehen, muss er im Kanzler-Duell Farbe bekennen und eine Beteiligung der SPD an einer großen Koalition definitiv ausschließen", sagte Riexinger der Deutschen Presse-Agentur in Berlin.
Die Grünen-Spitzenkandidatin Katrin Göring-Eckardt verlangte von der Kanzlerin ein klares Bekenntnis zum Pariser Klimaabkommen. "Die macht einen auf grün, aber verabschiedet sich still und leise vom Klimaschutz, nimmt sogar einen Bruch mit dem Pariser Klimavertrag in Kauf", sagte Göring-Eckardt mit Blick auf Merkel. "Hier bahnt sich ein Skandal mit Ansage an."