Als Geste der Stärke gegenüber den USA hat die venezolanische Führung für ein Großmanöver mehrere hunderttausend Soldaten aufmarschieren lassen. Armee und Bevölkerung sollten mit der Militärübung ihre Bereitschaft zur "Verteidigung des Territoriums und der Souveränität" demonstrieren, erklärte der linksnationalistische Präsident Nicolas Maduro zu Beginn des Manövers am Samstag über den Kurzbotschaftendienst Twitter.

An der zweitägigen Übung sind rund 200.000 aktive Soldaten sowie 700.000 Reservisten und Angehörige von Zivilschutzeinheiten beteiligt. Auch Panzer und Kampfflugzeuge sollen zum Einsatz kommen.

Venezuelas bedrängte Führung hatte bereits zuvor klar gemacht, dass das Großmanöver eine direkte Reaktion auf die Drohung von US-Präsident Donald Trump mit einer militärischen Intervention sei.

Beschwichtigung

Der US-Präsident hatte vor zwei Wochen erklärt, dass er zur Lösung der Krise in Venezuela auch eine militärische Option für denkbar hält. Hochrangige Vertreter seiner Regierung waren danach aber um Beschwichtigung bemüht und beteuerten, dass es keine konkreten Pläne für eine militärische Intervention in Venezuela gibt. Am Freitag hatte das Weiße Haus dann Finanzsanktionen angekündigt, die Venezuela empfindlich treffen könnten.

Verteidigungsminister Vladimir Padrino Lopez erklärte am Samstag, das Großmanöver richte sich gegen die "imperialistische Aggression". Am Samstag stünden Schießübungen im Mittelpunkt, am Sonntag solle es dann um Gefechtsübungen gehen.

Nach Einschätzung der venezolanischen Militäranalysten Rocio San Miguel verfolgt das Manöver auch das Ziel, die Streitkräfte auf Loyalität zur Regierung einzuschwören. Mit der Betonung der "anti-imperialistischen Linie" sollten kritische Stimmen in den Streitkräften zum Verstummen gebracht werden, sagte San Miguel.

Präsident Maduro selbst hatte die Streitkräfte am Donnerstag dazu aufgerufen, die Ränge zu schließen. "Diejenigen, die Zweifel hegen, sollen die Armee sofort verlassen", hatte er gesagt.

Erbitterter Machtkampf

In Venezuela tobt seit Monaten ein erbitterter Machtkampf zwischen der linksnationalistischen Regierung und der Mitte-rechts-Opposition. Kritiker im In- und Ausland werfen der Regierung vor, die Demokratie in dem wirtschaftlich schwer gebeutelten Ölstaat abzuschaffen und eine Diktatur zu errichten. Mindestens 125 Menschen wurden bei den politischen Unruhen seit Anfang April getötet.