Die deutsche Kanzlerin Angela Merkel (CDU) wurde bei  Wahlkampfauftritten in Sachsen und Thüringen massiv beschimpft. Pegida- und AfD-Anhänger störten am Donnerstag den Auftritt der Kanzlerin in der Erzgebirgsstadt Annaberg-Buchholz mit Trillerpfeifen und "Hau ab"-Rufen.

Rund 150 Demonstranten fanden sich auf dem Marktplatz ein, um der
Kanzlerin einen ohrenbetäubenden Empfang zu bereiten. Auch ein
Auftritt Merkels in Thüringen wurde von heftigen Beschimpfungen
begleitet.

"Manche können nur schreien"

Auf Plakaten waren "Volksverräter", "Nicht meine Kanzlerin" oder "Merkels DDR 2.0" in Annaberg zu lesen. Die Polizei erteilte mehrere Platzverweise. Insgesamt seien neun Straftaten registriert worden: zweimal das Zeigen des Hitlergrußes, drei Beleidigungen, drei Verstöße gegen das Versammlungsgesetz sowie einmal Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte, teilte die Polizei mit.

Merkel wurde von einem starken Aufgebot an Sicherheitskräften
geschützt. Vor mehreren hundert, teils geladenen Zuhörern ging sie
schon zu Beginn der Veranstaltung auf wütende Demonstranten ein:
"Manche können nur schreien, manche wollen etwas bewegen, andere
rufen nur", sagte sie.

Angesichts der fremdenfeindlichen Pegida-Anhänger verteidigte die
Kanzlerin die Flüchtlingspolitik ihrer Regierung: "Wir haben
gezeigt, dass wir bereit sind, Menschen zu helfen, die in Not sind.
Das war ein gutes Stück Deutschland in einer humanitären Notlage."

"Lügenpack"

Ein Jahr wie 2015 solle und dürfe sich aber nicht wiederholen,
sagte Merkel. Es sei aber nicht Politik der Union, eine Gruppe gegen
eine andere auszuspielen. "Wir unterscheiden nicht, sondern wir
akzeptieren auch Unterschiede."

Beim Wahlkampfauftakt der thüringischen CDU auf dem Gelände der
Landesgartenschau in Apolda riefen rund 30 Menschen: "Hau ab",
"Lügenpack", "Heuchler" oder "Volksverräter". Auf einem Transparent
stand: "Grenzen hoch und Schotten dicht"; auf einem anderen: "Wer
CDU wählt, wählt unbegrenzte Einwanderung von Scheinasylanten".
Merkel sagte mit Blick auf die Rufe nur: "Ja, kennen wir ja schon."