Der italienische Innenminister Marco Minniti sieht in der Flüchtlingsfrage eine Lösung näher kommen und riskiert leichten Optimismus: "Wir befinden uns immer noch im Tunnel, und der Tunnel ist lang. Aber das erste Mal beginne ich, das Licht am Ende des Tunnels zu sehen."
Im Juli haben der EU-Grenzschutzagentur Frontex zufolge deutlich weniger Migranten Italien erreicht. 10.160 Ankünfte im Juli markierten den niedrigsten Wert in diesem Monat seit 2014.
Ein Grund für diese Entwicklung ist Frontex zufolge die stärkere Präsenz der libyschen Küstenwache. Die Küstenwache schrecke Schmuggler ab, Menschen mit Booten in Richtung Europa zu schicken.
Schlechte Wetterbedingungen sowie Kämpfe in der libyschen Stadt Sabrata, von wo aus viele Flüchtlingsboote abfahren, seien weitere Faktoren gewesen, teilte Frontex mit. Über die zentrale Mittelmeerroute zwischen Libyen und Italien hatten im Vergleich zum Juni nur noch halb so viele Migranten Europa erreicht, laut Frontex waren es 10.160 Menschen, das Innenministerium in Rom gibt die Zahl der Ankünfte mit 11.459 an.
Wegen des forschen Auftretens der libyschen Küstenwache haben in den vergangenen Tagen einige Hilfsorganisationen ihre Rettungseinsätze im Mittelmeer eingestellt. Ärzte ohne Grenzen (MSF), Save the children und Sea Eye protestierten damit gegen den Beschuss ihrer Schiffe durch libysche Grenzschützer.
Während sich die Lage für Italien zu entspannen scheint, erlebe Spanien den "größten Migrationsdruck" seit 2009, so Frontex. Über das westliche Mittelmeer gelangten mit rund 2.300 Menschen im Juli viermal so viele nach Europa wie im Vorjahreszeitraum. In den ersten sieben Monaten dieses Jahres lag die Zahl bereits höher als die der Ankünfte im ganzen Jahr 2016. Frontex erklärt das mit wachsender Instabilität einiger Herkunfts- und Transitländer und dem Rückbau einiger Flüchtlingscamps in Marokko und Algerien.
MSF-Migrationskoordinator Stefano Argenziano erhob schwere Vorwürfe gegen die Europäische Union, die Migranten in Libyen "blockieren" wolle. Der "offenbar langfristige Plan" der EU sei es, Migranten nach Libyen zurückzubringen, sagte Argenziano im APA-Gespräch. Dies sei "extrem besorgniserregend". "Wenn wir die Menschen nach Libyen bringen, kommt das einem Todesurteil für sie gleich - oder zumindest einem Leben unter dauerhafter Gewalt."
MSF warf der Regierung in Tripolis vor, auch legale Rettungsaktionen zu behindern. Die deutsche Bundesregierung erklärte, sie habe keine belastbaren Erkenntnisse über das Verhalten der libyschen Küstenwache, bemühe sich aber um Aufklärung.