Frankreichs First Ladys bieten immer wieder Stoff für Klatsch und Tratsch. Und manchmal auch für politische Debatten. Jetzt ist es wieder soweit: Mitten in den Sommerferien sorgt eine Online-Petition, die gegen einen offiziellen Status für Premiere Dame Brigitte Macron zu Felde zieht, für Schlagzeilen.
Mehr als 200.000 Menschen haben die Petition unterzeichnet, in Zeitungskommentaren und in den sozialen Netzwerken tobt der Kampf um das Für und Wider. Staatschef Emmanuel Macron hatte im Wahlkampf versprochen, einen "Status für die Premiere Dame" einzuführen, alles andere sei "Heuchelei". Denn die Rolle der Frau an der Seite des französischen Staatschefs, ihre Aufgaben und Rechte, sind nirgendwo festgeschrieben.
Zugleich erwarten die Franzosen, dass sie ihr Land bei offiziellen Anlässen vertritt - etwa wenn US-Präsident Donald Trump mitsamt First Lady Melania nach Paris fliegt - und dabei weitgehend auf ihr bisheriges Leben verzichtet. Pompöses Zeremoniell ist in der Grande Nation immer noch sehr wichtig.
Wie genau der künftige Status für die Präsidentengattin aussehen soll, ist noch unklar. Macron ist da schwammig geblieben. Ein Gehalt, das hat der 39-Jährige aber klargestellt, soll seine 25 Jahre ältere Ehefrau und einstige Lehrerin nicht bekommen.
Gegner seines Vorhabens werfen ihm trotzdem vor, seiner Gattin Staatsgelder zuschanzen zu wollen: "Es gibt überhaupt keinen Grund, warum die Frau des Staatschefs ein aus öffentlichen Mitteln gespeistes Budget erhalten sollte", schreibt Thierry Paul Valette, nach eigenen Angaben Maler und "engagierter Autor", der die Online-Petition lanciert hat. Das sei doch "paradox" zu einem Zeitpunkt, zu dem Parlamentariern die Beschäftigung von Familienmitgliedern verboten werde. Twitter-Nutzer fragen unterdessen empört, warum der Steuerzahler für jemanden aufkommen sollte, der in kein Amt gewählt wurde.
Allerdings haben die Premieres Dames den französischen Steuerzahler stets Geld gekostet, und zwar nicht wenig. Auch ohne offiziellen Status wurden ihnen Mitarbeiter und Personenschützer zur Seite gestellt sowie Reisen bezahlt. 2013 summierten sich die Staatsausgaben für die damalige Lebensgefährtin von Macrons Vorgänger Francois Hollande, Valerie Trierweiler, auf mehr als 480.000 Euro. Die Kosten für Nicolas Sarkozys glamouröse Ehefrau Carla Bruni sollen noch deutlich darüber gelegen haben.
Abgezwackt wird das Geld bisher vom Haushalt des Elysee-Palasts. Macron will das ändern und damit für mehr "Klarheit" sorgen - denn mit einem festgeschriebenen Status könnte auch ein eigenes Budget für die Präsidentengattin eingeführt werden.
Viele halten den derzeit tobenden Streit um Brigitte Macrons Rolle deswegen für eine künstlich entfachte Polemik mit dem Ziel, dem Präsidenten zu schaden - zumal der sich mit milliardenschweren Sparmaßnahmen und einer umstrittenen Arbeitsmarktreform viele Gegner macht. Von "Demagogie" sprechen sogar Politiker, die dem sozialliberalen Staatschef sonst nicht so wohlgesonnen sind.
Manch einer dürfte da mit einem gewissen Neid nach Deutschland blicken: Dass um Joachim Sauer, den "Premier Homme" an der Seite von Bundeskanzlerin Angela Merkel, so wenig Aufhebens gemacht wird, imponiert vielen Franzosen.
Fabian Erik Schlüter