Rom verschärft den Druck auf NGOs, die nicht den von der italienischen Regierung aufgesetzten Verhaltenskodex für private Seenotretter unterschrieben haben. Die italienischen Behörden haben dem Schiff "Prudence" der Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen verboten, nach Rettungseinsätzen für Flüchtlinge im Meer, diese nach Sizilien zu bringen.
127 Migranten, die von der Prudence am Samstag gerettet worden waren, wurden an Bord von zwei Schiffen der italienischen Küstenwache genommen. Diese führten die Migranten nach Lampedusa. Ärzte ohne Grenzen zählt zu den NGOs, die nicht den von der Regierung verfassten Verhaltenskodex unterzeichnet haben.
Ärzte ohne Grenzen hatte am Samstag Berichte zurückgewiesen, wonach auch sie wegen Rettungsaktionen von Migranten auf dem Mittelmeer im Visier der italienischen Ermittlern sein soll. Man sei von keiner Staatsanwaltschaft über etwaige Untersuchungen informiert worden, teilte die Organisation am Samstag in Rom mit.
Die Zeitung "Corriere della Sera" hatte berichtet, dass auch Mitglieder von Ärzte ohne Grenzen wegen mutmaßlicher Begünstigung von illegaler Einwanderung ins Fadenkreuz der Staatsanwaltschaft gerückt seien. "Wir hoffen, dass so schnell wie möglich Zweifel aus dem Weg geschafft werden, um dieses Tröpfeln von Anschuldigungen zu beenden, das das Klima in einer immer finstereren Lage vergiftet", erklärte die Organisation.