Mit einer politisch aufgeheizten sowie schlüpfrigen Rede bei einer Versammlung von Pfadfindern (Boy Scouts National Jamboree) hat US-Präsident Donald Trump in der Vorwoche wieder einmal für Negativschlagzeilen gesorgt. Doch die Geschichte geht noch weiter: Denn offenbar erfand Trump danach in einem Interview ein Lob des landesweiten Pfadfinderführers für seine Rede, berichtet der ORF.

Trump soll in einem Interview in der Vorwoche mit dem „Wall Street Journal“ gesagt haben, dass der Vorsitzende der US-Pfadfinderorganisation Boy Scouts of America (BSA), Michael Surbaugh, ihn nach der Rede angerufen und gesagt habe, dass es „die beste Rede aller Zeiten“ gewesen sei, die es für seine Organisation je gegeben habe.

Das Interview mit der Zeitung fand einen Tag nach der skandalösen Rede statt, allerdings wurden nur Teile daraus veröffentlicht, die entsprechende Passage nicht. Das Magazin „Politico“ veröffentlichte nun das vollständige Interviewtranskript, das zuvor nach „Politico“-Angaben in verschiedenen Newsrooms in New York und Washington zirkuliert sei.

US-Medien recherchierten nach

Die US-Zeitung „Time“ nahm den Ball auf und recherchierte nach. Die Pfadfinderorganisation dementierte gegenüber der Zeitung: Von einem solchen Anruf wisse man nichts. Die Organisation verwies auf die öffentliche Entschuldigung für den Auftritt Trumps, die Surbaugh letzte Woche ausgeprochen hatte. Dieses Statement spreche für sich.

Surbaugh hatte sich nach der umstrittenen Rede um Schadensbegrenzung bemüht. Er wolle seine „aufrichtige Entschuldigung“ an alle aussprechen, die sich durch die „politische Rhetorik“ bei der Veranstaltung beleidigt fühlten, sagte er am Donnerstag. Das sei nie die Absicht der Organisatoren gewesen. Den Präsidenten nannte Surbaugh in seiner schriftlichen Stellungnahme nicht beim Namen. Er betonte aber, seine Organisation sei politisch unabhängig und habe eine lange Tradition, den jeweils amtierenden Präsidenten einzuladen.

Donald Trump vor der Pfadfinder-Versammlung
Donald Trump vor der Pfadfinder-Versammlung © AP

Nach Trumps Auftritt vor 40.000 Pfadfindern in West Virginia wurde die Seite der Organisation auf Facebook von verärgerten und wütenden Kommentaren überflutet. Viele Nutzer, darunter zahlreiche Eltern von Pfadfindern, bezeichneten es als unangemessen, dass der Präsident den Auftritt für Attacken auf die Medien, seinen Amtsvorgänger Barack Obama und seine Wahlkampfrivalin Hillary Clinton genutzt hatte. Ihr Sohn sei ebenso wie Tausende andere Pfadfinder von Trump als Statist „missbraucht“ worden, kommentierte eine Mutter. Es gab allerdings auch Nutzer, die Trumps Rede als großen Moment für die Pfadfinder verteidigten.

Kritik und Spott zog Trump auch deshalb auf sich, weil er vor den Kindern und Jugendlichen von einer Cocktailparty mit den „heißesten Leuten in New York“ sowie von den „interessanten Dingen“ erzählt hatte, die ein anderer Unternehmer auf einer Jacht getan habe - der Präsident beließ es bei vagen Andeutungen, was das für „Dinge“ waren. „Ihr seid Pfadfinder, ihr kennt das Leben“, sagte er dazu.

„Hat dieser Typ gerade 40.000 Buben im Kindesalter mit der Geschichte eines alten Immobilienmoguls ergötzt, der Sex auf einer Jacht hat?“, kommentierte das der Fernsehkomiker Trevor Noah. Trump habe bei der Rede „weniger wie ein Präsident und mehr wie ein betrunkener Stiefvater geklungen“, sagte Noah.