Fast ein Jahr und etliche heftige diplomatische Auseinandersetzungen zwischen Wien und Ankara ist es her, dass die Türkei ihren Botschafter aus Wien abberufen hat. Nach den heftigen kurdischen Demonstrationen in Wien im August des vergangenen Jahres wurde der einstige Botschafter Hasan Gögüs für Gespräche in die Heimat beordert - seither gab es im Grunde genommen keinen Botschafter der Türkei in Wien. Vertreten wurden die Türken nur "auf Geschäftsträgerebene", wie es im diplomatischen Fachjargon heißt. Dass diese Phase mit fast einem Jahr so lange angedauert hat, soll Botschafterkreisen zufolge durchaus auf die Spannungen zwischen Wien und Ankara zurückzuführen sein. Dies ändert sich nun: In knapp zwei Wochen wird Ferden Carikci offizieller Botschafter der Türkei in Wien.
Ein Sprecher des Außenamtes bestätigte der "Kleinen Zeitung", dass Carikci "bereits offiziell designiert ist und das Bestellungsprozedere am 4. Juli mit der Übergabe des Beglaubigungsschreibens an den Bundespräsidenten abgeschlossen ist". Mit anderen Worten: Nach einem Stelldichein bei Alexander Van der Bellen gilt Carikci dann offiziell als Botschafter. De facto ist er allerdings das bereits: Carikci, 1968 geborener Ex-Berater des einstigen türkischen Präsidenten Abdullah Gül, arbeitet schon länger in Wien, erklärt man im Außenministerium.
Seit Wochen ist Ankara bemüht, die Wogen nach den heftigen Auseinandersetzungen mit dem Westen im Rahmen des umstrittenen Verfassungsreferendums - Präsident Recep Tayyip Erdogan warf Deutschland etwa "Nazi-Methoden" vor - zu glätten. Dies scheint nun auch in Österreich der Fall zu sein.
Klaus Knittelfelder