Die Teilnehmer einer Mahnwache versammelten sich zum Anschlagszeitpunkt am Abend trotz Regens in der Stadt, viele von ihnen trugen Kerzen. Zuvor waren bereits die Namen der 22 Opfer bei einer religiösen Feier, an der ebenfalls hunderte Menschen teilnahmen, verlesen worden.

Der 22-jährige Salman Abedi hatte sich am 22. Mai nach einem Konzert der US-Sängerin Ariana Grande in die Luft gesprengt und 22 Menschen mit in den Tod gerissen, 116 Menschen wurden verletzt.

Zu der Mahnwache um 22.31 Uhr versammelten sich die Menschen auf einem Platz in der Nähe des Anschlagsortes. Auf dem St. Ann's Square liegen seit Tagen große Mengen Blumen, Stofftieren und Ballons mit Botschaften des Gedenkens an die Anschlagsopfer. Unter ihnen sind viele Jugendliche und Kinder.

Anti-Terror-Hotline

Der britische Inlandsgeheimdienst MI5 leitete unterdessen eine interne Untersuchung zu möglichen Pannen im Fall des Attentäters Abedi ein. Britischen Medienberichten zufolge hatten zwei Bekannte des 22-Jährigen getrennt voneinander eine Anti-Terror-Hotline angerufen, um auf seine extremistischen Ansichten hinzuweisen.

Nach den Warnungen vor dem libyschstämmigen Abedi bei der Anti-Terror-Hotline war laut Medienberichten nichts passiert. Abedis Name hatte zwar zwischenzeitlich auf einer Terrorliste gestanden. Zum Zeitpunkt des Anschlags stand er aber nicht mehr darauf. Wie der Sender BBC berichtete, hatte Abedi bereits als Jugendlicher in den Schulferien am bewaffneten Aufstand gegen Libyens Machthaber Muammar al-Gaddafi teilgenommen.

Die britische Polizei arbeitet nach eigenen Angaben mit tausend Beamten daran, die Hintergründe des Attentats aufzuklären. In britischem Polizeigewahrsam befinden sich derzeit 14 Verdächtige. In Libyen waren außerdem der Bruder und der Vater des Attentäters festgenommen worden.

May muss sich rechtfertigen

Premierminister Theresa May musste sich auch am Montagabend bei einer Fragerunde im britischen Fernsehen erneut dafür rechtfertigen, dass sie als Innenministerin der konservativen Regierung unter ihrem Vorgänger David Cameron drastische Stellenstreichungen bei der Polizei vorgenommen hatte. Damals sei es darum gegangen, "sicherzustellen, dass wir nicht über unsere Verhältnisse leben", sagte die 60-Jährige auf die Frage eines Polizisten.

Die Sicherheitspolitik ist eines der Hauptthemen bei der Parlamentswahl am Donnerstag in einer Woche. Mays konservative Partei führt laut Umfragen weiter deutlich vor der oppositionellen Labour-Partei, die allerdings in den vergangenen Tagen ihren Rückstand von durchschnittlich etwa 20 Prozentpunkten auf gut zehn Prozentpunkte verringern konnte.