Die Unterlagen, die der Süddeutschen Zeitung vorliegen, sind nicht die ersten, die Jean-Claude Juncker in Bedrängnis bringen - doch so konkret war es selten. "Luxemburg hat erst die europäischen Regeln verwässert und dann haben die Banken ein Geschäft daraus gemacht. Juncker hat die ganze Zeit tatenlos zugesehen", sagt der finanzpolitische Sprecher der Grünen Fraktion im Europaparlament, Sven Giegold. Am heutigen Dienstag soll Juncker im Panama-Papers-Untersuchungsausschuss Fragen zu den Themen Geldwäsche, Steuervermeidung und Steuerhinterziehung beantworten.

Laut den Vorwürfen der Grünen, über welche die Süddeutsche berichtet, soll Luxemburg in jener Zeit, in der Juncker Finanzminister beziehungsweise Regierungschef war, auf Kosten anderer EU-Staaten Steuersündern Asyl gewährt haben. Luxemburg nahm damals Ausnahmeregelungen vom EU-Recht in Anspruch, dass Einlagen ausländischer Firmenkonten steuerlich günstiger behandelte. Neben Luxemburg bedienten sich auch Belgien und Österreich dieser Ausnahmen - nur nahm es nirgends so exzessive Züge an, wie in Luxemburg. Vor allem Gelder aus Deutschland flossen so in das Nachbarland. Noch günstiger wurde es für Steuervermeider freilich, wenn sie sich eines Kontos außerhalb der EU bedienten, dann vermieden sie auch jede Berichtspflicht an das heimische Finanzamt.  

Juncker reagierte auf die Vorwürfe stets abwehrend: "Ich habe in Luxemburg kein System der Steuerhinterziehung, der Steuerhintertreibung oder der Steuervermeidung zu Lasten anderer europäischer Staaten erfunden." Man überschätze in dieser Hinsicht seine Talente, erklärte Juncker.

Davon, dass die Aussage vor dem Parlament auch Konsequenzen haben könne, sollte man aber nicht ausgehen. Bereits 2014 wurde Juncker mit ähnlichen Vorwürfen konfrontiert. Seiner Karriere hat es nicht geschadet.