Bei einem eintägigen Besuch in der Stadt Genua hat der Papst Italiens Anstrengungen zur Flüchtlingsrettung im Mittelmeer gewürdigt und Länder kritisiert, die sich nicht für Migranten engagieren. Es sei nicht normal, dass das Mittelmeer zum "Friedhof" geworden sei, sagte der Papst am Samstag im Gespräch mit Gläubigen in einem Marien-Wallfahrtsort nahe Genua.
"Ist das normal, dass das Mittelmeer ein Friedhof geworden ist? Italien ist so großzügig. Viele Länder schließen die Türen vor diesen Leuten, die vor Hunger und Krieg davonlaufen und ein wenig Sicherheit suchen - ist das normal? Wenn es nicht normal ist, muss ich mich einbringen, damit das nicht geschieht! Dazu braucht es Mut. Ist es normal, dass es angesichts des Leidens der anderen unsere Haltung ist, die Tür zu schließen? Wenn du nicht den Mut hast, dich einzubringen, dann sei still. Senk den Blick. Und bitte den Herrn um Mut", sagte Franziskus.
2200 Personen gerettet
Alleine dieses Wochenende hat die italienische Küstenwache Leichen von zehn Flüchtlingen im Mittelmeer geborgen. Sie befanden sich an Bord verschiedener Boote, die von Libyen in Richtung Italien unterwegs waren. Seit Freitag wurden zudem 2.200 Personen in Sicherheit gebracht.
Der Papst bat die Jugendlichen auch um eine aktive Haltung. Sie sollten keine "Touristen des Lebens" sein, sondern ernsthaft und selbstkritisch ihr Engagement verfolgen. Franziskus mahnte die Jugendlichen, das dauernde Beurteilen der anderen sein zu lassen. "Die Leute tragen Namen, keine Adjektive. Wie oft in unserer Gesellschaft werden Leute verachtet und mit Adjektiven benannt: Das ist ein Säufer, dem gebe ich nichts. Nie Adjektive auf die Leute kleben! Das kann nur Gott. Nur Gott urteilt. Das tut er am Ende. Mit jedem von uns", sagte der Papst.
Im Zuge seines Besuchs in Genua aß der Papst mit 130 kirchlich betreuten Personen in schwierigen Lebenssituationen zu Mittag, darunter mit befreiten Zwangsprostituierten aus Entwicklungsländern. Diese leben jetzt in einer Schutzwohnung, die eine kirchliche Initiative unterhält. Auch vier Priester nahmen an der Mahlzeit teil.