Bei einem Angriff auf einen Bus mit koptischen Christen in Ägypten sind am Freitag mindestens 26 Menschen getötet worden. Mehr als 20 weitere Menschen wurden nach offiziellen Angaben bei der Attacke südlich der Hauptstadt Kairo verletzt. Der Bus wurde demnach in der Provinz Al-Minja von Bewaffneten angegriffen.
"Tief betroffen und entsetzt"
Der Bus war in Minja auf dem Weg zu einem Kloster, als er von Angreifern mit automatischen Waffen beschossen wurde, wie Provinzgouverneur Essam al-Bedaui im Staatsfernsehen sagte. Die Angreifer konnten seinen Angaben zufolge fliehen. Die Polizei riegelte die Umgebung mit Kontrollpunkten ab. Wie ein Sprecher des Gesundheitsministeriums im Staatsfernsehen sagte, wurden bei der Attacke mindestens 26 Menschen getötet und 25 weitere verletzt.
"Tief betroffen und entsetzt" über den jüngsten Anschlag auf koptische Christen in Ägypten zeigte sich Kardinal Christoph Schönborn. Sein Gebet und sein Mitgefühl seien bei den Opfern und ihren Angehörigen, so der Kardinal am Freitag gegenüber "Kathpress".
Bundeskanzler Christian Kern (SPÖ) schrieb am Freitag im Online-Netzwerk Facebook: "Meine aufrichtige Anteilnahme gilt den Opfern und ihren Familien. Die Versuche radikalislamistischer Gruppen Ägypten zu destabilisieren wird keinen Erfolg haben". Kern hatte Ägypten am Mittwoch besucht. "Österreich und Europa stehen an der Seite des ägyptischen Volkes und der vom Terror geplagten Kopten. Die Beiträge Europas zur wirtschaftlichen Entwicklung und die gemeinsamen Maßnahmen zur Bekämpfung von Terror werden wir wie vereinbart fortsetzen."
Außenminister Sebastian Kurz (ÖVP) schrieb auf Twitter: "Der Angriff auf Christen in Ägypten ist zutiefst zu verurteilen. Meine Gedanken sind bei den Familien und Freunden der Opfer. Werden weiter entschlossen gegen Christenverfolgung weltweit kämpfen und für Religionsfreiheit eintreten".
"Schrecklicher Angriff" auf Kopten
Die deutsche Bundesregierung verurteilte den Angriff auf das Schärfste. Erneut sei es in Ägypten zu einem "schrecklichen Angriff" auf Kopten gekommen, sagte Außenamtssprecher Martin Schäfer in Berlin. "Diese Art von Terrorismus gegen Menschen anderen Glaubens ist furchtbar", fügte er hinzu. Deutschland wolle seinen Beitrag dazu leisten, "dass so etwas in der Zukunft nicht mehr geschehen kann".
Die christliche Minderheit ist in Ägypten immer wieder Opfer von Gewalt. In den vergangenen Wochen wurden bei mehreren Anschlägen auf Kopten in Ägypten dutzende Menschen getötet. Anfang April wurden bei Anschlägen auf zwei Kirchen in Alexandria sowie in Tanta nördlich von Kairo insgesamt 45 Menschen getötet. Zu der Tat bekannte sich die Jihadistenmiliz "Islamischer Staat" (IS). Staatschef Abdel Fattah al-Sisi rief daraufhin einen dreimonatigen Ausnahmezustand aus.
Zuvor hatte sich im Dezember 2016 ein Selbstmordattentäter während einer Sonntagsmesse in der koptischen Kirche St. Peter und Paul in Kairo in die Luft gesprengt. 29 Menschen wurden getötet und dutzende weitere verletzt. Auch diesen Anschlag reklamierte der IS für sich. Im Februar rief die Jihadistenmiliz in einem Video zu Gewalt gegen Kopten auf, hunderte Angehörige der Minderheit flohen bereits von der Sinai-Halbinsel.
Die Kopten machen rund zehn Prozent der 92 Millionen Ägypter aus. Jihadistengruppen werfen den Kopten vor, den Sturz des islamistischen Präsidenten Mohammed Mursi im Sommer 2013 unterstützt zu haben. Seitdem wurden nach Angaben von Menschenrechtsaktivisten mehr als 40 koptische Kirchen in Brand gesetzt oder beschädigt.