Donald Trump hat als erster amtierender US-Präsident die für Juden heilige Klagemauer in der Jerusalemer Altstadt besucht. Fernsehbilder zeigten Trump am Montag in Begleitung jüdischer Geistlicher. Er ging anschließend alleine an die Mauer und legte mit geschlossenen Augen eine Hand an sie. Trump trug eine Kippa, eine jüdische Kopfbedeckung. Er steckte auch einen Bittzettel in die Wand.

Um diesen Besuch mit großer Symbolkraft hatte es einiges Hin und Her gegeben. Der Besuch wurde als privat deklariert, damit Israel ihn nicht als Zeichen für seinen Anspruch auf ganz Jerusalem als seine ewige, unteilbare Hauptstadt werten kann. Trump wurde bei seinem Besuch nicht von Politikern begleitet.

Ivanka Trump
Ivanka Trump © APA/AFP/POOL/HEIDI LEVINE

Amerikanische Diplomaten hatten vor der Reise gesagt, die Klagemauer liege nicht in Israel, sondern im palästinensischen Westjordanland. Später distanzierte sich das Weiße Haus davon. Außenminister Rex Tillerson sagte auf dem Weg nach Israel, die Klagemauer sei Teil Israels.

Melania Trump
Melania Trump © APA/AFP/POOL/HEIDI LEVINE

Die Klagemauer in Jerusalem ist die Westmauer des von Herodes erbauten zweiten jüdischen Tempels, der im Jahr 70 nach Christus von den Römern zerstört wurde. Die Jerusalemer Altstadt gehört zu den von Israel 1967 besetzten Gebieten. Die spätere Annexion des arabischen Ostteils der Stadt wurde international nicht anerkannt.

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Warmer Empfang in Israel

Bei seiner Ankunft wurde Trump von Israels Staatspräsident Rivlin und Ministerpräsident Benjamin Netanjahu begrüßt. Der US-Präsident will sich für einen neuen Anlauf bei den Friedensgesprächen zwischen Israel und den Palästinensern einsetzen. Am Dienstag will Trump nach Bethlehem im besetzten Westjordanland weiterreisen und dort Gespräche mit Palästinenserpräsident Mahmoud Abbas führen. Am Dienstag ist zudem ein Besuch der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem und eine Rede Trumps im Israel-Museum geplant. Trumps Vorgänger Barack Obama war zuletzt im September 2016 zum Begräbnis des früheren israelischen Präsidenten Shimon Peres in Israel gewesen. Davor hatte Obama Israel zuletzt offiziell im März 2013 zum ersten Mal besucht.

Trump und Reuven Rivlin
Trump und Reuven Rivlin © APA/AFP/GALI TIBBON
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Melania Hand in Hand mit Nechama Reuven, der Gattin des israelischen Präsidenten Reuven Rivlin
Melania Hand in Hand mit Nechama Reuven, der Gattin des israelischen Präsidenten Reuven Rivlin © APA/AFP/MANDEL NGAN

Trump ist von einem "Nahost-Deal" überzeugt

Trump ist fest von den guten Bedingungen für einen Frieden in Nahost überzeugt. "Wir müssen die Situation jetzt nutzen. Was jetzt passieren kann, hätte vorher nie geschehen können", sagte Trump am Montag in Jerusalem an der Seite von Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu.

Er habe in den vergangenen Tagen viele Zeichen gesehen, die ihn zuversichtlich machten, dass im Mittleren Osten Frieden für alle Menschen und alle Religionen möglich sei, sagte Trump. Er habe in Riad bei arabischen Führern sehr viel guten Willen erlebt. Eine neue Ebene der Partnerschaft sei möglich. Für Israel sei andauernder, stabiler Friede das Ziel, sagte Trump.

"Ich habe gehört, dass das einer der schwierigsten Deals überhaupt ist. Aber zum Schluss werden wir es hinbekommen", sagte Trump zum Ziel eines Nahostfriedens.

"Mein Besuch an der Klagemauer hat mich tief bewegt. Worte fehlen, um das zu beschreiben", sagte Trump. Er werde sich für immer an dieses Erlebnis erinnern.

Atomabkommen mit dem Iran

Mit Blick auf den Iran sagte Trump, Israel und die USA erlebten gemeinsam, wie Teheran die gesamte Region bedrohe. In einer Stellungnahme im Beisein von Israels Präsident Reuven Rivlin forderte Trump den Iran auf, "mit der Finanzierung, der Ausbildung und der Ausrüstung von Terroristen und Milizen" umgehend aufzuhören. Die USA und Israel sprächen zudem mit einer Stimme, wenn sie forderten, "dass der Iran niemals die Atomwaffe besitzen darf", sagte er.

Netanjahu dankte Trump ausdrücklich für dessen angekündigten Schwenk in der US-Politik gegenüber dem Iran. Netanjahu sagte, man könne den Iran gemeinsam zurückdrängen und ihn daran hindern, eine Atommacht zu werden.

Am Donnerstag hatte Trump weitere Sanktionen gegen das iranische Raketenprogramm angeordnet. Entgegen früheren Drohungen hält er bisher allerdings an dem Atomabkommen mit dem Iran fest, das er im Wahlkampf heftig kritisiert hatte. Das Abkommen führte im Jänner 2016 zur Aufhebung der im Atomstreit verhängten Sanktionen gegen den Iran.

Weiterreise nach Rom

Trump wird am Dienstag seinen Besuch in Israel und den Palästinensergebieten abschließen und nach Italien weiterreisen. Am Morgen trifft Trump in Bethlehem mit Palästinenserpräsident Mahmoud Abbas zusammen. Beide hatten sich erst kürzlich im Weißen Haus in Washington gesehen.

Der Besuch Trumps in Bethlehem stößt in Israel auf Missfallen. Trump ist in seinem Bemühen um einen neuen Anlauf für Frieden in Nahost daran gelegen, während seines kurzen Besuchs mit beiden Seiten zu reden.

In Jerusalem will Trump am Mittag in der Gedenkstätte Yad Vashem einen Kranz niederlegen. Eine Rede im Israel-Museum schließt den Besuch ab. Der US-Präsident fliegt im Anschluss nach Italien weiter. Im Rahmen seiner ersten Auslandsreise wird Trump gegen 18.00 Uhr in Rom erwartet und betritt dort erstmals europäischen Boden.