Heute wird der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan in Ankara erneut zum Parteichef gekürt. Diesen Posten musste er 2014 nach seiner Wahl zum Präsidenten und seinem Austritt aus der AKP aufgeben. Die damaligen Bestimmungen der Verfassung schrieben dem Präsidenten vor, Verbindungen zu politischen Parteien zu kappen.

Im Zuge der Verfassungsreform in der Türkei wurde das Neutralitätsgebot für den Präsidenten aufgehoben. Der Staatschef darf damit wieder einer Partei angehören.  Erdogan trat der von ihm 2001 mitbegründeten Regierungspartei AKP am 2. Mai wieder bei.

Die AKP-nahe Zeitung "Sabah" berichtete, am Sonntag würden Teilnehmer mit 1500 Bussen in die Hauptstadt gekarrt. Zehntausende Menschen würden erwartet. Für den dritten Sonderparteitag ihrer Geschichte wirbt die AKP mit Plakaten, auf denen Erdogan visionär in die Ferne blickt. Daneben steht in großen Lettern: "Anführer des Wandels".

Mit Spannung wird der Ausgang der Wahl zum Parteivorsitzenden nicht erwartet: Erdogan ist der einzige Kandidat. Die Entscheidung wird einen weiteren Machtzuwachs bedeuten.

Der Parteichef spielt unter anderem eine entscheidende Rolle bei der Auswahl der Kandidaten für Parlamentswahlen. Er kann außerdem direkten Einfluss auf die Abgeordneten seiner Partei im Parlament ausüben, in dem der Präsident selber nicht Mitglied ist.

Der Einfluss auf die Abgeordneten kann besonders nach dem für November 2019 geplanten Abschluss der Verfassungsreformen in vielen wichtigen Aspekten Auswirkungen haben. Das gilt vor allem dann, wenn die Partei des Präsidenten - wie derzeit - eine absolute Mehrheit in der Nationalversammlung hat. Damit könnte die AKP beispielsweise verhindern, dass Gesetze erlassen würden, die Dekrete des Präsidenten unwirksam machen würden. Auch könnte die AKP blockieren, dass gegen den Präsidenten wegen Straftaten ermittelt wird.