Vorausgegangen waren Berichte brasilianischer Medien, wonach Temer Schweigegeld-Zahlungen an den inhaftierten Ex-Parlamentspräsidenten Eduardo Cunha gebilligt hatte. Temer wittert eine "Verschwörung" gegen sich und will nach Angaben mehrerer Senatoren vorerst nicht zurücktreten. Er habe gesagt, er werde nicht stürzen, sagte der Senator Sergio Petecao dem Portal "O Globo". Temer soll laut mitgeschnittener Gespräche grünes Licht gegeben haben, um den inhaftierten Ex-Parlamentspräsidenten Eduardo Cunha mit einer Geldzahlung zum Schweigen zu bringen.
Großes Korruptionsnetzwerk
Dabei geht es um brisante Informationen in einem Korruptionsskandal, in den dutzende Unternehmen und fast die ganze Politik involviert sind, auch acht Minister Temers sind unter Verdacht. Im betreffenden Fall hatten die Chefs des größten Fleischkonzerns der Welt, JBS, sich mit Temer getroffen und erörtert, wie man Cunha von brisanten Aussagen abhalten kann. Die Unternehmer schnitten das Gespräch aber mit und händigten es einem Richter am Obersten Gerichtshof aus - wohl, um von einer Kronzeugenregelung zu profitieren.
Die Börse stürzte wegen der Turbulenzen ab, der Real verlor im Vergleich zum Dollar stark an Wert. Laut einer "Globo"-Finanzexpertin kaufte JBS am Vortag große Dollarmengen ein, die da noch weit weniger in Reais kosteten als am Donnerstag, als der Skandal publik wurde.
Koalition vor dem Bruch
Temer hatte vor einem Jahr die linke Präsidentin Dilma Rousseff im Zuge eines Amtsenthebungsverfahrens abgelöst. Sein größter Koalitionspartner, die sozialdemokratische Partei (PSDB), drohte mit einem Bruch. Deren Chef Aecio Neves ist ebenfalls in den JBS-Skandal involviert und wurde vom Obersten Gerichtshof von seinem Posten als Senator enthoben. Ihm kann nun Untersuchungshaft drohen.