Das Weiße Haus sieht sich von Moskau ausgetrickst - wegen der nach seiner Darstellung ungenehmigten Verbreitung von Fotos aus dem Oval Office durch russische Medien. Die Fotos zeigen US-Präsident Donald Trump bei seiner Begegnung hinter verschlossenen Türen mit dem russischen Außenminister Sergej Lawrow und dem russischen Botschafter Sergej Kisljak.
Kisljak ist durch die Affäre zu weltweiter Berühmtheit gelangt. Der Diplomat, der auch eine zentrale Rolle im russischen Geheimdienst spielen soll, stand im vergangenen Jahr wiederholt mit Trump-Mitarbeitern in Kontakt. Trumps Nationaler Sicherheitsberater Michael Flynn musste nach nur dreieinhalb Amtswochen im Weißen Haus zurücktreten, weil er die Unwahrheit über seine Telefonate mit Kisljak vor Antritt der Trump-Regierung gesagt hatte. Trump hatte ihm bei dem Treffen im Oval Office strahlend die Hand entgegengestreckt.
US-Medien waren zu dem Treffen am Mittwoch nicht zugelassen. Die Bilder zeigen einen grinsenden US-Präsidenten, der seinen russischen Gästen die Hände schüttelt. Aufgebracht über die öffentliche Verbreitung der Fotos sind Vertreter des Weißen Hauses deshalb, weil nach ihren Angaben mit der russischen Seite abgesprochen gewesen soll, dass nur offizielle Fotografen zugegen sein sollten, also keine Vertreter der Medien.
Staatliche Agentur verbreitete die Fotos
Nach Angaben von zwei US-Regierungsmitarbeitern war das Weiße Haus deshalb davon ausgegangen, dass die Fotos nur für die Archive und nicht für die Publikation bestimmt gewesen seien. Tatsächlich handelte es sich bei dem anwesenden russischen Fotografen um einen Mitarbeiter der staatlichen Nachrichtenagentur Tass.
Die Aufnahmen wurden von der Agentur veröffentlicht und gingen um die Welt. Auch das russische Außenministerium verbreitete die Fotos über den Internetdienst Flickr. Ministeriumssprecherin Maria Sacharowa erklärte dazu, die US-Seite habe im Vorfeld "nicht verlangt, die Fotos nicht zu veröffentlichen".
Trump hat auf seine Weise auf die Veröffentlichung reagiert. Im Kurzbotschaftendienst Twitter veröffentlichte Trump zwei Fotos, die ihn in seinem Büro im Weißen Haus zeigen - einmal mit Lawrow und einmal mit dessen ukrainischem Kollegen Pawlo Klimkin.
In der Mitteilung präsentiert sich Trump als Friedensstifter im Ukraine-Konflikt. Der US-Präsident schreibt zu den Fotos, er habe sich mit Lawrow und Klimkin "gestern am selben Tag getroffen. LASST UNS FRIEDEN MACHEN!"
Klimkin hatte am Mittwoch US-Vizepräsident Mike Pence getroffen, ein Treffen mit Trump stand offiziell nicht auf dem Programm. Hingegen empfing Trump am Mittwoch Lawrow zu einem Gespräch im Weißen Haus.
Russland-Affäre
Dass Trump den russischen Außenminister im Oval Office empfing, war an sich schon ungewöhnlich und kann als diplomatischer Coup der Russen gesehen werden. Denn normalerweise ist das Büro, das als das symbolische Machtzentrum der USA gilt, nur Begegnungen des Präsidenten mit ausländischen Staats- und Regierungschefs vorbehalten.
Nach Angaben aus dem Weißen Haus hatte der russische Staatschef Wladimir Putin um die Begegnung seines Chefdiplomaten mit Trump gebeten - als Gegenleistung dafür, dass Putin im April US-Außenminister Rex Tillerson im Kreml empfangen hatte.
Auch das Timing des Lawrow-Besuchs war für die Trump-Regierung denkbar ungünstig. Am Vortag hatte der Präsident den Chef der Bundespolizei FBI, James Comey, gefeuert - Washington befindet sich seitdem in einem politischen Wirbelsturm. Die oppositionellen Demokraten wie auch andere Trump-Kritiker mutmaßen, dass Comey wegen der FBI-Ermittlungen zu der Russland-Affäre vor die Tür gesetzt wurde.