Heute wählt nicht nur Frankreich, sondern auch Schlewig-Holstein. Nachdem die CDU im Saarland einen Super-Wahlsieg eingefahren hat, wird nun mit Spannung erwartet, ob auch in Schleswig Holstein die SPD nach dem Aufwärtstrend der vergangenen Monate einen Dämpfer erfährt.
Rund 2,3 Millionen Wahlberechtigte sind im nördlichsten der 16 deutschen Länder zur Stimmabgabe aufgerufen. Nach jüngsten Umfragen könnte der sozialdemokratische Ministerpräsident Torsten Albig abgewählt werden. CDU-Spitzenkandidat Daniel Günther war erst im November an die Spitze der Partei gekommen, hatte jedoch in den vergangenen Monaten eine rasante Aufholjagd hingelegt.
Ein Sieg für die CDU wäre ein Rückschlag für die SPD, deren Spitzenkandidat Martin Schulz bei der Bundestagswahl im September die christdemokratische Bundeskanzlerin Angela Merkel herausfordern wird. Nach seiner Nominierung Ende Jänner hatten die Sozialdemokraten zunächst einen Höhenflug in den Meinungsumfragen verzeichnet. Inzwischen hat der "Schulz-Effekt" schon wieder nachgelassen. Bei der Landtagswahl im Saarland am 26. März landete die SPD weit hinter der CDU.
Die Wahlbeteiligung in den ersten Stunden nach Öffnung der Wahllokale lag deutlich höher als im Jahr 2012. Wie der Landeswahlleiter am Sonntag mitteilte, gaben bis 11.00 Uhr rund 21,6 Prozent der etwa 2,3 Millionen Wahlberechtigten ihre Stimme ab. Vor fünf Jahren waren es zu diesem Zeitpunkt 17,7 Prozent.
Torsten Albig gab sich bei der Stimmabgabe noch optimistisch: Die Umfragen hätten sich bei den letzten Landtagswahlen immer als falsch erwiesen.
In Schleswig-Holstein regiert seit 2012 eine in Deutschland einmalige Koalition aus SPD, Grünen und SSW, der Partei der dänischen und friesischen Minderheit. In den letzten zwei Wochen vor der Wahl lag die CDU in Meinungsumfragen stabil vor der SPD. Ein Regierungswechsel in Kiel wäre Rückenwind für Merkel in Berlin.
Während der fast zwölfjährigen Kanzlerschaft Merkels hat die CDU sechs Ministerpräsidenten-Posten verloren und keinen einzigen neu hinzugewonnen. In Schleswig-Holstein lag sie in den Umfragen zuletzt mit 32 Prozent drei Punkte vor der SPD.
Die Mehrheitsverhältnisse im künftigen Kieler Landtag hängen auch davon ab, welche der kleineren Parteien den Sprung über die Fünf-Prozent-Hürde schafft. Grüne und Liberale (FDP) dürften sicher wieder ins Parlament einziehen. Die rechtspopulistische AfD lag zuletzt aber nur noch knapp über fünf Prozent und die Linke meist knapp darunter. Der SSW ist als Minderheitenpartei von der Sperrklausel befreit.
Erste Prognosen der Fernsehsender werden mit Schließung der Wahllokale um 18.00 Uhr erwartet. Hochrechnungen folgen wenig später. Das vorläufige Endergebnis dürfte gegen 23.00 Uhr vorliegen.
Nur eine Woche nach Schleswig-Holstein stehen am nächsten Sonntag in Nordrhein-Westfalen Landtagswahlen an. In dem bevölkerungsreichsten Bundesland lebt rund ein Viertel aller deutschen Wahlberechtigten. Dort zeichnete sich zuletzt ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen der regierenden SPD und der oppositionellen CDU ab.