Die EU-Kommission geht sehr skeptisch in die Brexit-Verhandlungen mit Großbritannien. EU-Kreise bestätigten am Sonntag entsprechende Informationen der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" ("FAS"). Demnach ließ Premierministerin Theresa May im Gespräch mit Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker diese Woche keine Kompromissbereitschaft erkennen.

Deshalb habe Juncker nach dem Gespräch gesagt: "Ich verlasse die Downing Street zehnmal skeptischer, als ich vorher war." Juncker habe die deutsche Bundeskanzlern Angela Merkel von dem Eindruck informiert, die daraufhin am Donnerstag im Bundestag vor "Illusionen" in Großbritannien warnte, wie es aus den EU-Kreisen hieß.

Abschied nach mehr als 40 Jahren

May soll sich gegen zentrale Forderungen aus den Verhandlungsleitlinien gestellt haben, die ein EU-Sondergipfel am Samstag billigte: die Aufteilung der Gespräche in zwei Phasen und eine rasche Einigung über die Schlussrechnung für Großbritannien nach mehr als 40 Jahren EU-Mitgliedschaft.

May bestand laut "FAS" darauf, von Anfang an auch über das gewünschte Freihandelsabkommen für die Zeit nach dem Brexit zu reden. Die EU will zuerst die Bedingungen der Trennung klären. May soll auch gesagt haben, ihr Land schulde nach EU-Recht den anderen Staaten kein Geld. Die Kommission geht von bis zu 60 Milliarden Euro aus.

May schlug nach Informationen der Zeitung vor, die Rechte von EU-Bürgern in Großbritannien beim EU-Gipfel im Juni zu klären, kurz nach dem erwarteten Start der Brexit-Verhandlungen. Allerdings wolle sie die Unionsbürger nicht anders behandeln als andere Drittstaatler. Auch die EU will die Frage rasch lösen. Es geht um 3,2 Millionen EU-Bürger in Großbritannien und 1,2 Millionen Briten in der EU.