EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker hat sich gegen konkrete finanzielle Forderungen gegenüber Großbritannien wegen des Brexit ausgesprochen. "Es gibt keine 60-Milliarden-Euro-Forderung, sondern vorsichtige Schätzungen", sagte Juncker am Samstag vor Beginn des Brexit-Sondergipfels der Staats-und Regierungschefs der in der EU verbleibenden 27 Staaten (EU-27) in Brüssel.
Jedenfalls "gibt es keine Forderung, die so weit gehen würde, dass sie schon präzise formulierbare wäre". Juncker zeigte sich auch verhalten über die aus London abzusiedelnden beiden EU-Agenturen für Medizin und Banken. "Ich mache mich für überhaupt nichts stark. Aber die Agenturen können nicht in London bleiben", betonte der Kommissionspräsident.
Der Fahrplan zum Brexit
Doch wie geht es nun eigentlich weiter? Ein Überblick über die nächsten Schritte zum endgültigen Austritt der briten.
3. Mai
Nach Verabschiedung der Brexit-Leitlinien durch die Staats- und Regierungschefs am Samstag beschließt die EU-Kommission eine Empfehlung zur Eröffnung der Brexit-Verhandlungen.
22. Mai
Die EU-Europaminister verabschieden detailliertere Richtlinien für den Inhalt der Gespräche. Der Brexit-Beauftragte der EU-Kommission, Michel Barnier, soll gleichzeitig das offizielle Mandat der Mitgliedstaaten zum Start der Verhandlungen erhalten.
8. Juni
In Großbritannien finden vorgezogene Neuwahlen statt. Premierministerin Theresa May begründete den Schritt mit der "Uneinigkeit" im Parlament vor dem Start der Brexit-Verhandlungen. Die EU will die Gespräche trotz der Wahlen noch im Juni beginnen.
Bis Ende 2017
Barnier will bis Jahresende möglichst drei Fragen klären: den Umgang mit EU-Bürgern in Großbritannien und Briten in der EU, den Status der Grenze zu Nordirland sowie die Höhe der Zahlungen, die London noch an die EU leisten muss. Erst bei "ausreichenden Fortschritten" bei den Austrittsfragen will die EU beginnen, mit den Briten auch über das künftige Verhältnis zu sprechen.
Oktober 2018
Die Verhandlungen über den gesamten Austrittsvertrag sollen abgeschlossen sein, um eine rechtzeitige Ratifizierung durch das Europaparlament und das britische Parlament zu ermöglichen.
Bis Februar 2019
Das Europaparlament entscheidet über die Austrittsvereinbarung mit einfacher Mehrheit. Im Anschluss müssen die Mitgliedstaaten ihr mit qualifizierter Mehrheit zustimmen. Nötig sind dabei mindestens 20 Mitgliedstaaten, die für 65 Prozent der EU-Bevölkerung stehen.
29. März 2019
Die britische EU-Mitgliedschaft endet. Die Verhandlungen über die künftigen Beziehungen und insbesondere ein Handelsabkommen dürften sich aber noch mehrere Jahre hinziehen. Übergangsregelungen sind deshalb wahrscheinlich.