In Paris hat der Angriff auf dem Flughafen Orly Erinnerungen an den Terror der letzten Jahre wachgerufen. Frankreich war in den vergangenen Jahren Schauplatz einer beispiellosen Terrorserie, die mehr als 230 Tote forderte. Erst vor einigen Wochen war nahe dem Pariser Louvre-Museum ein Mann niedergeschossen worden, der sich mit Macheten auf eine Militärpatrouille gestürzt hatte. Präsident Francois Hollande rief die Bürger zum Zusammenhalt und zur Wachsamkeit auf. Es habe sich bei dem getöteten Angreifer um einen extrem gefährlichen Mann gehandelt.
Ein Mann hatte am Morgen versucht, einer patrouillierenden Soldatin die Waffe zu entreißen. Er griff Soldaten an, die im Rahmen der Anti-Terror-Mission "Sentinelle" am Flughafen patrouillierten. Nach seinem Versuch, die Waffe an sich zu nehmen, rannte er in ein Geschäft und wurde von einem anderen Soldaten erschossen. Weitere Tote gab es zum Glück nicht.
Innenminister Bruno Le Roux sagte am Samstag, der Angreifer habe es nicht geschafft, der Frau das Gewehr zu entreißen. Polizei und Nachrichtendienste hätten den Mann gekannt. Die Anti-Terror-Abteilung der Pariser Staatsanwaltschaft übernahm die Ermittlungen. Das bestätigte die Behörde der Deutschen Presse-Agentur.
Der Angreifer habe kurz vor dem Vorfall am Flughafen im Pariser Vorort Vitry-sur-Seine ein Fahrzeug in seine Gewalt gebracht und in einer Bar die Anwesenden bedroht. Zuvor habe er bei einer Identitätskontrolle in Garges-les-Gonesse das Feuer auf einen Polizisten eröffnet. Dieser sei verletzt worden und werde im Krankenhaus behandelt, sagte Le Roux. Die Verletzungen seien aber anscheinend nicht sehr schwer.
Nach der Attacke sind der Vater und der Bruder des erschossenen Angreifers festgenommen worden. Solche Festnahmen im "Umfeld eines Verdächtigen" seien üblich, verlautete am Samstag aus Ermittlerkreisen.
Die Pariser Anti-Terror-Staatsanwaltschaft zog die Ermittlungen an sich. Nach Polizeiangaben handelte es sich bei dem Angreifer um einen mehrfach vorbestraften 39-jährigen Franzosen, der 2015 unter Radikalisierungsverdacht stand.
Frankreichs Staatschef Francois Hollande würdigte am Samstag den "Mut und die Schlagkraft" der Polizisten und Soldaten. Bei dem Angreifer habe es sich um einen "besonders gefährlichen" Mann gehandelt.
Der Luftverkehr an dem Airport wurde komplett gestoppt. Der Verkehr sei an beiden Terminals eingestellt, teilte der Flughafenbetreiber mit. Er rief Passagiere auf, nicht zum Flughafen zu kommen. Eine Sprecherin sagte, das Gebäude werde evakuiert. Rund um den Flughafen staute sich laut Augenzeugenberichten der Verkehr. Auf Fernsehbildern waren zahlreiche Passagiere zu sehen, die mit schwerem Gepäck zu Fuß den Bereich um den Flughafen verließen.
Die Flugaufsicht teilte mit, dass manche ankommende Flüge zum Flughafen Charles de Gaulle umgeleitet würden. Orly liegt südlich von Paris und ist der zweite große Airport der französischen Hauptstadt nach Charles-de-Gaulle.
Verteidigungsminister Jean-Yves Le Drian berichtete, der Angreifer habe die Soldatin zu Boden geworfen und versucht, ihre Waffe zu entwenden. Die Frau sei Reservistin und als Teil einer Patrouille von drei Soldaten am Flughafen unterwegs gewesen. Sie habe ihre Waffe festgehalten. "Aber ihre zwei Kameraden haben es für nötig gehalten - und sie hatten Recht - das Feuer zu eröffnen, um sie zu beschützen, und vor allem, um alle Leute drumherum zu beschützen", sagte Le Drian. Er lobte die "Professionalität" und "Selbstbeherrschung" der Militärs.
Über das Motiv des Angreifers wurde zunächst nichts bekannt.
Wegen der Terrorgefahr patrouillieren Soldaten an Flughäfen, Bahnhöfen und anderen gefährdeten Orten. Ein Terrorattentat auf dem Flughafen und in der U-Bahn der belgischen Hauptstadt Brüssel hatte vor knapp einem Jahr 32 Menschen das Leben gekostet.
Seit der Pariser Terrornacht vom 13. November 2015 gilt in Frankreich der Ausnahmezustand. Damals hatten Extremisten der Terrormiliz Islamischer Staat bei Anschlägen 130 Menschen ermordet. Der Ausnahmezustand war mehrfach verlängert worden und ist aktuell bis zum 15. Juli in Kraft.