Die irakischen Truppen sind nach eigenen Angaben erstmals seit dem Beginn ihrer Offensive auf Mossul in den Westteil der belagerten Großstadt eingerückt. Im Kampf gegen die Terrormilz IS seien die Sicherheitskräfte am Freitag in das erste Wohnviertel vorgedrungen, erklärte der Kommandant Sami al-Aridhi. Er sagte auch, dass der Flughafen mittlerweile komplett unter Kontrolle der Streitkräfte sei.
Die Streitkräfte hatten der Terrormiliz den strategisch wichtigen Flughafen in ihrer Hochburg am Donnerstagabend entrissen. Das etwa drei Kilometer lange Gelände sei komplett aus der Hand des IS befreit worden, berichtete das Staatsfernsehen. Der Sender berief sich dabei auf seinen eigenen Korrespondenten in der ehemaligen Millionenstadt. Elitetruppen des Innenministeriums und Polizisten rückten mit Unterstützung von Drohnen, Kampfjets und Hubschraubern auf den stillgelegten Flughafen am südlichen Stadtrand vor und gelangten dann von Südwesten her auf das schwer zerstörte Gelände. "Wir sind in den Flughafen eingedrungen und technische Einheiten machen die Straßen frei", sagte der Kommandant Hisham Abdul Kadhem.
IS wird zurückgedrängt
Zeitgleich wurde auch eine von den Jihadisten besetzte benachbarte Militärbasis von den Soldaten angegriffen. Die beiden Ziele südlich der Innenstadt gelten als wichtiger Ausgangspunkt für die schwierige Befreiung West-Mossuls.
Erst am Donnerstagmorgen hatte die Armee eigenen Angaben zufolge mit dem Sturm auf den Flughafen begonnen. Das rasche Vorrücken und Bilder des irakischen Staatsfernsehens ließen darauf schließen, dass die Soldaten nur auf verhaltene Gegenwehr des IS stießen. Zunächst war aber nicht vollkommen klar, ob sich nicht noch Jihadisten in Teilen des Gebäudes aufhielten. Es werde angenommen, dass sich Dutzende IS-Kämpfer mit Sprengstoffgürteln im Flughafen befänden, sagte ein Angehöriger der Sicherheitskräfte, der nicht namentlich genannt werden wollte.
Schwierige Operation im Westteil
Die Befreiung West-Mossuls wird als aufwendiger eingeschätzt als die Eroberung des Ostteils der Stadt. Es halten sich dort viele Zivilisten auf; zudem ist das Gebiet teilweise eng bebaut. Dies macht eine Einnahme schwierig, weil der IS sich besser verschanzen und Sprengfallen aufstellen kann.
Die Vereinten Nationen schätzen, dass in den Vierteln westlich des Flusses Tigris etwa 750.000 Unbeteiligte leben, darunter viele Kinder. Berichten zufolge wurden Zivilisten in der Vergangenheit als menschliche Schutzschilde benutzt. Die Schlacht um Mossul könnte noch Wochen und Monate andauern.
Irakische Regierungskräfte hatten im Oktober mit der Offensive auf Mossul begonnen. Ende Jänner konnten sie den Ostteil der Stadt komplett einnehmen. Mossul ist die letzte große Hochburg des IS im Irak. Sollte die Terrormiliz die Großstadt verlieren, wäre sie militärisch in dem Land weitgehend besiegt.
Auch in Syrien konnte die Terrormiliz am Donnerstag zurückgedrängt werden. Nach mehr als dreimonatigen Gefechten nahmen von der Türkei unterstützte syrische Rebellen das Zentrum der nordsyrischen Stadt Al-Bab ein. Die staatliche türkische Nachrichtenagentur Anadolu meldete unter Berufung auf die Rebellen, das Stadtzentrum sei erobert worden. Die Stadt ist nach Al-Raqqa die wichtigste IS-Hochburg im Norden Syriens. Die türkische Armee war im vergangenen August in Nordsyrien einmarschiert.